Bergedorf. Bergedorf. Zwei Jahre lang soll das Serrahnufer gesperrt bleiben. Gastronomen sehen sich durch Riesenbaustelle bedroht.
Für maximal 20 Lkw am Tag soll das Serrahnufer für etwa zwei Jahre gesperrt bleiben. Was mancher als Preis für die Bebauung des ehemaligen Woolworth-Geländes am Weidenbaumsweg sieht, treibt Anlieger und Gastronomen auf die Barrikaden.
Projektentwickler Tobias Derndinger möchte hier in spätestens zwei Jahren ein 130-Betten-Hotel, eine Systemgastronomie und eine neue Woolworth-Filiale präsentieren. Die Anlieferung auf die Baustelle erfolgt über Alte Holstenstraße und Serrahnstraße.
Anlieger und Passanten verärgert über Sperrung
Viele Passanten und Anlieger sind verärgert: Für die Anlieferung von Stahl, Beton und weiteren Baumaterialien ist die Fußgängerzone ab der Alten Holstenstraße gesperrt. Außerdem ist die Serrahnstraße zu beiden Seiten mit Baken abgeriegelt, beidseitig bleibt eine kleine Durchgangschneise. Die Einfahrt an der Alten Holstenstraße wurde für die Wendemanöver der tonnenschweren Lkw mit Asphalt verstärkt.
„Wir mussten das so absperren“, erklärt Derndinger, „damit wir Fußgänger und Radfahrer nicht gefährden. Ich kann nichts dafür, es ist eine polizeiliche Anordnung.“
Passanten laufen in eine Sackgasse
Anlieger und Fußgänger kritisieren die Maßnahme jedoch massiv. Stadtbummler laufen fast minütlich fluchend und erstaunt in eine Sackgasse: Ein Beispiel: Wer die „Bergedorfer Schifffahrtslinie“ passiert und hinüber zum Serrahn Eins will, kommt durch die Absperrung nicht direkt dort hin, sondern muss einen großen Umweg vorbei an der Hypo-Vereinsbank und Optiker und Hörgeräteakustiker Finck laufen.
Auch Axel Kleeberg, Chef der Bergedorfer Verkehrspolizei, hat Probleme mit der Beschilderung: „Ich musste auch zweimal hinschauen, die Wegeführung ist schwer darstellbar.“
Gastronomen fürchten hohe Einbußen
Richtig verärgert sind die Anlieger des Serrahn, speziell die Gastronomen. Sie beschweren sich über die mögliche Dauer der Einschränkungen durch den Bau, die laut Tobias Derndinger bis zu zwei Jahren Bestand haben könnte.
Katastrophal etwa für das Restaurant „Berger’s“: Das Ehepaar Muri und Andrea-Marie Naseri hat es seit der Übernahme 2016 zum beliebten Ausgehort am Serrahn gemacht. Aktuell kommen weniger Gäste. Andrea-Marie Naseri: „Wir verstehen, dass gebaut werden muss, und möglicherweise profitieren wir auch davon. Wenn aber nach Beendigung der Woolworth-Baustelle dann der kaputte Serrahn komplett neu gemacht wird, halten wir das auf Dauer nicht durch.“
Kritik an der Informationspolitik
Auch die Information über die Absperrung soll teilweise nicht ideal verlaufen sein. Levent Arova, Betreiber des „Café Bouquet“, erinnert sich: „Im April bekam ich einen Brief vom Bezirksamt. In dem wurde mir die Genehmigung für 15 Sitzplätze vor dem Café entzogen aufgrund der Baustelle. Was genau kommen würde, wusste ich nicht.“
„Das ist ein Schildbürgerstreich ohne jede Info“, wettert Ernst Heilmann. Der Vorsitzende des DGB Bergedorf, der mit anderen Institutionen und Vereinen im Kulturhaus SerrahnEins sitzt, wurde vor vollendete Tatsachen gestellt – plötzlich standen die Baken vor der Eingangstür. Heilmann will nun beim Bezirksamt vorsprechen: „Das ist kein Zustand.“
Bauherr widerspricht der Darstellung
Dieser Darstellung widerspricht Bauherr Tobias Derndinger: Er habe natürlich mit seinen Nachbarn und mit vielen Gebäudeeigentümern und Vermietern über die Absperrung gesprochen: „Dass das nicht zu jedem Untermieter durchdringt, ist bedauerlich“. Grundsätzlich sei er aber zukünftig gesprächsbereit, die Absperrung zu optimieren – vorausgesetzt, die Verkehrssicherheit sei gewährleistet.
Zumindest gibt es eine Idee unter den Gastronomen: Für die Wochenenden, wenn nicht gebaut wird, wünschen sie sich von Freitagnachmittag bis Sonntag, dass die Absperrung auf der Serrahnstraße bis zum Bauplatz hin verschoben wird.
So könnte beispielsweise Levent Arova bei schönem Wetter die Tische für die Außengastronomie wieder vor dem Café platzieren und hätte wieder mehr Spontan-Gäste. Arova mahnt: „Im Sommer brauche ich dringend die Außenplätze.“