Bergedorf. Bergedorf. „Nur Schafe hüten“ in Bergedorf? Stadtteil will seinen Polizeichef Olaf Sobotta behalten und lästert übers PK 43.

Erst wenige Wochen ist es her, da fielen auf dem Lohbrügger Markt tödliche Schüsse – offenbar ein Streit um Drogengeld. Ein gefährlicher Einsatz auch für Bergedorfs Polizisten. Doch im Vergleich zum Stadtteil St. Georg ist in Bergedorf eher wenig los: Weil viele Menschen in St. Georg ihren Polizeichef Olaf Sobotta nicht gen Bergedorf ziehen lassen wollen, hat SPD-Bürgerschaftsmitglied Markus Schreiber nun jedenfalls zu ungewöhnlichen Worten gegriffen.

„Es wäre verschenkt, wenn er – salopp gesagt – in Bergedorf künftig Schafe hüten müsste, während er die Probleme hier anpackt“: Der Vorsitzende des Bürgervereins zu St. Georg und frühere Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte forderte in der „Hamburger Morgenpost“ den Verbleib Sobottas.

Gebeutelter Stadtteil mit viel Gewalt

St. Georg ist mit seinen Bars, Bühnen und Restaurants ein lebendiger, aber eben auch ein gebeutelter Stadtteil: Gewalt, Drogenkriminalität und menschliches Leid ballen sich auf nur 1,8 Quadratkilometern zwischen Hauptbahnhof, Außenalster und Kurt-Schumacher-Allee. Hier leitet Polizeioberrat Olaf Sobotta noch bis Ende Juli das Kommissariat 11. Er genießt hohe Wertschätzung, arbeitet eng mit den Initiativen und Ladeninhabern im Viertel zusammen.

Dass er im August nach Bergedorf wechselt und hier Polizeichef Hans Siebensohn ablöst, sehen viele Menschen in St. Georg nicht gern – und kämpfen um seinen Verbleib. Man gönne ihm seine Beförderung, wolle ihn aber nicht ziehen lassen, heißt es in einem Appell an die Polizeiführung, der von vielen Akteuren unterzeichnet wurde.

Sobotta habe „seine Aufgabe dreieinhalb Jahre außerordentlich gut wahrgenommen, war allen Akteuren im Stadtteil – und davon gibt es viele – sehr zugewandt, war immer sehr klar in seinen Aussagen und sehr verlässlich“. In Bergedorf, sagt Markus Schreiber wohl nicht ganz ernst gemeint, könne Sobotta sich „ja vielleicht langweilen“.

Olaf Sobotta freut sich auf Bergedorf

Das Personalkarussell stoppen werden die Akteure aber wohl nicht. Zumal Olaf Sobotta selbst sich zwar über das Lob aus St. Georg freut, gleichzeitig aber deutlich macht, dass Bergedorf eine Beförderung ist. „Mein Wechsel von St. Georg nach Bergedorf zeigt auch die Wertschätzung meiner Arbeit durch die Behörde, denn damit ist ein Aufstieg verbunden“, stellt der 54-jährige Polizeioberrat gegenüber der bz fest.

Er habe seinen Job in St. Georg gern gemacht, „aber nach drei Jahren ist es mal Zeit, etwas anderes zu machen“. Er freue sich auf Bergedorf. „Die lokale Sicherheitsarbeit ist auch dort ein Thema – und die Frage, wie stellt sich die Polizei im öffentlichen Raum auf? Zerstörung, Vandalismus, Vermüllung: Bei den Hotspots gilt es, Präsenz zu zeigen.“

„Wenig Wertschätzung und Überlegung“

Also doch ein bisschen mehr als Schafe hüten, stellt auch Bergedorfs scheidender Polizeichef Hans Siebensohn fest. Der Bezirk mit seinen Herausforderungen und Aufgabenstellungen sei hinlänglich bekannt.

„Dazu gehört auch eine sehr anspruchsvolle Polizeiarbeit, täglich, leidenschaftlich und nah an den Bürgern. Wir Bergedorfer sind ,Deichkinder’, trotzen ruhig und besonnen dem Wind und den Wellen. Und insbesondere auch diskreditierenden, mit wenig Wertschätzung und Überlegung versehenden Vergleichen“, sagt der Polizeidirektor. Er sei stolz auf seine Mitarbeiter, die „immer wieder aufs Neue tolle und oftmals auch gefährliche Arbeit leisten“.