Bergedorf. Bergedorf. Eigentümer-Familie Fraass gibt auf. Traditionshaus am Reinbeker Weg schießt am 31. Juli und wird Wohnhaus.

. Wirklich glauben kann Familie Fraass noch immer nicht, dass sie ihr Forsthaus Bergedorf in sieben Wochen für immer schließen wird. „Es tut weh, einen funktionierenden Betrieb aufzugeben. Und das, obwohl die nächste Generation längst im Unternehmen ist, gut ausgebildet und zur Übernahme bereit“, fasst Stefan Fraass (60) die Stimmungslage zusammen. Aber die Entscheidung ist gefallen.

3,5 Millionen Euro sollten investiert werden

Dabei hatte die Familie seit fast drei Jahren an der Zukunft des traditionsreichen Gastronomiebetriebs mit dem angeschlossenen 17 Zimmer kleinen Hotel gearbeitet. 3,5 Millionen Euro wollten Stefan und Gabriele Fraass in einen Hotel-Anbau auf dem Gelände am Reinbeker Weg im Villengebiet investieren. Mit 33 Zimmern zusätzlich, plus Spa- und Wellnessbereich, wäre es groß genug für die Ansprüche moderner Reisegruppen und Tagungen gewesen, hätten Sohn Max (31) und Schwiegertochter Mareike Fraass (32) übernommen.

Bezirksamt hat immer neue Hürden aufgestellt

Dass es nun ganz anders kommt, liegt nach Auffassung der Familie am Bergedorfer Bezirksamt. Dessen Stadtplaner hatten immer wieder neue Forderungen erhoben. Zuletzt auch noch einen B-Plan für die Erweiterung des benachbarten Luisen-Gymnasiums aufgestellt, der die bereits seit Jahrzehnten gepachtete Fläche des geplanten Hotel-Neubaus kurzerhand mit 22 öffentlichen Stellplätzen versieht.

Showdown im Bergedorfer Rathaus

Zum endgültigen Bruch kam es schließlich, als Familie Fraass mit Anwalt und Architektin Ende April im Bergedorfer Rathaus den versammelten Stadtplanern gegenüber saß. „Da kam auf den Tisch, dass unsere Akte schon seit mehr als ein Jahr mit dem Hinweis ,Erweiterungsbau in keinem Fall zugestehen’ versehen war“, sagt Gabriele Fraass. „Trotzdem hat uns genau diese Verwaltung immer wieder aufgefordert, Nachbesserungen einzureichen. Zusammen sind es zehn Varianten geworden. Ich bin fassungslos.“

18 Angestellte sind gekündigt

Als das Bezirksamt in der April-Sitzung dann noch anregte, erneut einen Architekten-Wettbewerb mit wenigstens drei Entwürfen für das Hotel einzuleiten, zog Familie Fraass die Notbremse. Mittlerweile haben die 18 Angestellten ihre Kündigung, wurde der 31. Juli als letzter Öffnungstag festgelegt. Und das Forsthaus ist verkauft – es wird zum Wohnhaus umgebaut.

Baudezernent bedauert Schließung

Baudezernent Uwe Czaplenski bedauert die Entwicklung: „Die Erweiterungspläne kamen kurz nach dem Beschluss des B-Plans zur Erweiterung des Luisen-Gymnasiums, der eben auch die Pachtfläche des Forsthauses umfasst. Das zu ändern, wäre nur mit einem vorhabenbezogenen B-Plan für das Hotel möglich – und um den einzuleiten, erwartet die Politik einen Architekten-Wettbewerb.“