Bergedorf. Bergedorf. Hunderte Teilnehmer sind beim Mai-Umzug des DGB durch Bergedorf gezogen. Ein Zwischenfall rief die Polizei auf den Plan.

Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Abgeordneten aus allen in der Bezirksversammlung vertretenen Parteien, sozialen Einrichtungen, politischen und kulturellen Vereinen sowie Akteuren der Flüchtlingshilfe ist am Mittwoch zum „Tag der Arbeit“ in einem Maimarsch durch Lohbrügge und Bergedorf gezogen. Eingeladen hatte – wie üblich – der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), in diesem Jahr unter dem Slogan „Europa, jetzt aber richtig!“ Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl des Umzugs auf 500. Der DGB als Veranstalter zählte auf der Abschlusskundgebung im Bergedorfer Rathauspark „mehr als 700“ Teilnehmer.

Der Zug hatte sich um 10 Uhr auf dem Lohbrügger Markt formiert und war dann über Ludwig-Rosenberg-Ring, Alte Holstenstraße, Vierlandenstraße, Bergedorfer Straße und Wentorfer Straße gezogen. Dabei dominierten die Fahnen der Gewerkschaften und linker Parteien – auch die der DKP. Bis auf die Rhythmen der den Zug anführenden Trommler und einige Trillerpfeifen ging der Marsch eher ruhig vonstatten. Bergedorfs DGB-Vorsitender Ernst Heilmann (66) versuchte mehrfach, Schlachtrufe für „internationale Solidarität“ anzustimmen.

Zwischenfall in Höhe Reetwerder

Einen Zwischenfall gab es in Höhe Reetwerder, als zwei Männer aus dem Zug unter den Augen der begleitenden Polizei Fenster und Fassaden des „Ekel-Hauses“ Reetwerder 6 großflächig mit politischen Parolen wie „Miethaie enteignen“ besprühten. Das Haus war im Mai wegen Überbelegung sowie hygienischen und Sicherheitsmängeln von der Sozialbehörde geräumt worden. Die beiden Sprayer, 61 und 68 Jahre alt, reihten sich nach der Personalienfeststellung durch die Polizei wieder in den Zug ein. Offenbar verwendeten sie abwaschbare Sprühkreide für die Parolen.

Bei seiner Rede im Bergedorfer Rathauspark warnte der DGB-Vorsitzende Ernst Heilmann vor einer „wachsenden Spaltung unserer Gesellschaft in Arm und Reich und steigender Kinder- und Altersarmut.“ Er forderte eine Erhöhung der Sozialausgaben, statt der Rüstungsausgaben: „Deutschland darf sich nicht an einer neuen Aufrüstungsspirale beteiligen. Wir brauchen ein Europa der Friedens- und Entspannungspolitik, was wir gar nicht brauchen, ist der Wunsch der Kanzlerin nach einem Flugzeugträger.“

Forderung nach mehr Sozialwohnungen

Für Bergedorf und Hamburg forderte Heilmann mehr sozialen Wohnungsbau: „Hamburg ist eine Mieterstadt. Doch die Mieten explodieren. Die Politik muss handeln, private Investoren verpflichten, Mietwohnungen zu bauen und diese nicht gleich wieder in Privateigentum umzuwandeln.“

Als nach mehreren Ansprachen und Musikdarbietungen kultureller Vereine und regionaler Initiativen die Gastrednerin Katharina Ries-Heidtke ans Mikrofon trat, hatten sich die Reihen schon mächtig gelichtet. Die Betriebsrats-Vorsitzende der Asklepios-Kliniken forderte eine Abschaffung von Minijobs: „Alle Einkommen müssen der Sozialversicherung und Steuerpflicht unterliegen, Sonderbeschäftigungsformen müssen abgeschafft werden.“ Der vorschlag einer „Grundrente“ müsse umgesetzt werden, ohne die von der CDU geforderte Bedürftigkeitsprüfung.

Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten - wir aber nicht!
Ernst Heilmann,