Bergedorf. Bergedorf. Linke Politiker sticheln: Oberbillwerder plant mit weniger Individualverkehr, aber die Norderelbbrücke wird verbreitert.

Mit einem Quentchen gespielter Überraschung haben die Linken in der Bergedorfer Bezirksversammlung die Information aufgenommen, dass die Autobahnbrücke der A 1 über die Norderelbe in den kommenden Jahren neu gebaut werden und dann zwölf Spuren haben soll: in jeder Richtung vier statt bisher drei Fahrspuren, außerdem eine Einfädelspur und eine Standspur in beide Richtungen. „Bei aktuellen Wohnungsbauvorhaben wie Oberbillwerder wird seitens der Planer gern auf abnehmenden motorisierten Individualverkehr (MIV) verwiesen und damit die Auffassung begründet, dass weniger private und öffentliche Kfz-Stellplätze eingeplant werden müssen“, heißt es nun in einem Auskunftsersuchen der Linken. „Dies steht im harten Kontrast mit dem geplanten Ausbau der A 1-Norderelbbrücke“, erklären die Verkehrspolitiker der Bergedorfer Linken und wollten wissen, ob auch dort die zugrundeliegenden Prognosen von einer allgemeinen Abnahme des MIV ausgehen.

Planung bezieht Abnahme von Individualverkehr nicht ein

In ihrer Antwort, die im Bergedorfer Verkehrsausschuss am kommenden Montag diskutiert wird (Beginn 18 Uhr im Rathaus), bezieht Hamburgs Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation keine klare Position: „Abnahmen des MIV sind keine Grundlage der Verkehrsprognose“, heißt es da. Vielmehr würden Verkehrsverlagerungen aufgrund prognostizierter Änderungen im Verkehrsverhalten berücksichtigt.

5600 Autos weniger auf der B 5?


Für die verbreiterte Norderelbbrücke und Bergedorf würde das nach diesen Annahmen bedeuten: Täglich werden zwischen Bergedorf und Hamburg 5600 Kraftfahrzeuge statt bisher über die B 5 dann über die A 25 und die A 1 gelenkt. So lautet die Prognose für das Jahr 2030.

„Oberbillwerder braucht mehr ÖPNV“

„So eine Entlastung wäre ja schön, aber ich glaube nie im Leben, dass so viele Autofahrer dann lieber über die breitere Autobahnbrücke als über die B 5 fahren“, zweifelt Verkehrsexperte Lutz Jobs für Bergedorfs Linke. Und: „Solang für Oberbillwerder nicht deutlich mehr öffentlicher Nahverkehr und Radwege geschaffen werden, sind wir gegen diese Großsiedlung.“