Boberg. Boberg. Das Dünenhaus zeigt spannende Natur – und ist Teil der Loki Schmidt Stiftung, die jetzt 40. Geburtstag feiert.
Es geht hier fast zu wie in einem kleinen Zoo. Zwei Zauneidechsen schlummern auf einem Baumstamm im Terrarium. Nur einen Meter daneben haben sich Ameisenlöwen im feinen Sand ihres Glaskastens vergraben. Und im Wasser eines Beckens nebenan wabert Unmengen Laich in seiner gallertartigen Hülle – bereit, zu Kaulquappen und dann zu Fröschen oder Kröten zu werden. Keine Frage, im Dünenhaus der Loki Schmidt Stiftung an der Boberger Furt 50 gibt es für kleine und große Gäste derzeit einiges zu bestaunen. Und wenn jetzt in Hamburg feierlich der 40. Geburtstag der Loki Schmidt Stiftung gefeiert wird, so ist deren Erfolg auch teilweise den Naturschutz-Infohäusern der Stiftung zu verdanken – wie dem Dünenhaus in Boberg.
Etwa 20.000 Besucher jährlich
Seit 22 Jahren setzt sich das hiesige Team für Naturschutz und Umweltbildung in den Boberger Dünen ein, und das mit wachsendem Besucherzuspruch. Etwa 20.000 Menschen besuchen jährlich das Dünenhaus – die Führungen, Vorträge, Ausstellungen oder auch festen Gruppen. Und „die Arbeit ist immer noch unglaublich schön“, sagt Leiterin Karen Elvers. Allerdings hat sich in den Jahrzehnten auch viel verändert: „Der Druck auf das Gebiet wächst“, stellt Elvers fest. Immer mehr Wohnungen werden im Umkreis gebaut – bald sogar mit Oberbillwerder ein ganz neuer Stadtteil – und die Menschen suchen im Naturschutzgebiet Erholung. Das sollen sie zwar auch, aber eben rücksichtsvoll. Schließlich kommen im Naturschutzgebiet Boberger Niederung allein 110 Pflanzen vor, die auf der Roten Liste der geschützten Arten stehen.
Nicht alle Besucher wissen um die klaren Regeln im Naturschutzgebiet: „Eine Agentur findet es zum Beispiel total gut, Hochzeitspaare in den Dünen zu fotografieren“, ärgert sich Elvers. Die Dünen sind aber ein empfindlicher und extrem schutzbedürftiger Lebensraum vieler Arten.
Kinder sind mit der Natur immer weniger vertraut
So packt Karen Elvers auch schon mal die Wut, wenn ein trotz Anleinpflicht frei herumlaufender Hund hier in einem Kaninchenbau verschwindet. Und dann mit großem Feuerwehreinsatz und Grabearbeiten gerettet werden muss. „Am Ende fragt dann keiner, wie viele Sandbienen dabei gerade ihr Zuhause verloren haben.“
Aufklären und schon Kinder mit der Natur vertraut machen: Das möchte das Dünenhaus-Team mit seinen vielen Gruppen. „Der Bedarf ist groß“, sagt Karen Elvers: Immer mehr Kinder aus der Stadt und vor allem aus bildungsfernen Elternhäusern haben kaum Naturverständnis. Doch um möglichst viele Angebote machen zu können, fehlt es an Pädagogen: „Unser Traum ist, dass wir jemanden finden, der uns eine halbe Stelle bezahlt“, sagt Karen Elvers. Die Buhck-Stiftung tut dies derzeit, doch 2020 läuft das Projekt aus.
Spannende Blicke in die Nistkästen
Was es alles in den Boberger Dünen zu entdecken gibt, zeigt auch die Ausstellung, die 2017 neu eröffnet wurde und seitdem immer weiter ausgebaut wird. So wurde jetzt ein Modell installiert, das mit Schiebereglern zeigt, was passieren würde, wenn die Dünen nicht gepflegt würden: Samen, vor allem von Birken, würden austreiben und die Sandlandschaft vernichten.
Spannend ist zudem ein Blick auf den Monitor, der zeigt, was in einem Nistkasten vor dem Haus vor sich geht. Ein wahrer Krimi, sagt Karen Evers: „Dort hat eine Kohlmeise mit sechs Eiern genistet.“ Doch ein Spatz kam, zerstörte die Eier „verprügelte die Kohlmeise – und brütet nun selbst darin.“ Ein zeitweise brutales Schauspiel, gesteht Elvers. Aber auch das ist – Natur.