Lohbrügge. . Lohbrügge. Der 30-Jährige bringt frischen Wind in die Auferstehungsgemeinde - und WhatsApp-Gemeindebriefe.

Es gibt super-moderne Oldies und sehr traditionsbewusste Jugendliche, weiß Jonas Goebel. Und so will der junge Pastor „erstmal gucken, was so geht“ in seiner neuen Gemeinde am Kurt-Adams-Platz. Frischer Wind muss her, aber das Tempo ist noch offen. Schließlich zollt er seinem Vorgänger Johannes Schröder Respekt, der 34 Jahre die Geschicke der Auferstehungskirche führte – länger als der neue Pastor überhaupt auf der Welt ist: Jonas Goebel feierte gerade seinen 30. Geburtstag. Am Sonntag wird er um 10 Uhr beim Gottesdienst begrüßt – „meine Predigt ist auch schon fertig“.

„Manche Predigten langweilen mich“

Das Predigen liegt ihm sehr am Herzen. „Aber viele sind schnarchig vorgetragen, die meisten Predigten langweilen mich“, sagt Jonas Goebel, der flotter sein will, um die Menschen zu berühren. „Was bleibt bei dir hängen oder wo bist du ausgestiegen?“, fragt er „Predigt-Tester“, die vorab die Texte lesen dürfen. Denn sonntags mögen bitte mehr als 20 Leute in die Kirche kommen – „schließlich ist Platz für locker 200 bis 300“, sagt der neue Pastor. Er will über Twitter, Instagram und facebook auch die Menschen erreichen, die „jetzt noch nicht kommen, weil der Gottesdienst zu früh anfängt oder Lohbrügge-Downtown zu weit weg ist“.

Pastor statt Journalist

Das hat er selbst mit seinem Umzug aus Barmbek gemerkt: „Für Car-Sharing liegt man hier außerhalb des Tarifbereichs. Und auch außerhalb des Liefergebietes für Getränke.“ Erst wollte er gar nicht Pastor sondern „was Anständiges werden, vielleicht Journalist“. Aber nach Praktika bei Radio und Presse fand er doch seine Berufung. Es folgten sechsjähriges Theologiestudium plus Vikariat. Das mag auch daran gelegen haben, dass er damals lieber zu einem Treffen in seiner Gemeinde ging als zum Interview mit Guido Westerwelle. . .

Podcast „Preach it Baby“

Noch ahnen die 2600 Lohbrügger Gemeindemitglieder nicht, dass sie zu einer „Craft-Bier-Gemeinde“ zählen könnten – eine kleine, experimentelle Gemeinde. Sie können auf juhopma.de den Predigt-Podcast „Preach it Baby“ verfolgen oder das Büchlein des Pastors erwerben mit „Beiträgen zwischen Hoffnung und Verzweiflung“. Sie können weiter ihren Gemeindebrief an den Kühlschrank heften oder in den Whatsapp-Verteiler aufgenommen werden.

„Kommt! Es gibt Frühstück!“

Ungewiss, ob es daran liegt, dass er aus einer großen Familie mit fünf Geschwistern stammt. Jedenfalls ist essen eine sehr wichtige Sache für ihn: „Man muss satt werden, nicht nur eine Oblate als Snack essen“, meint der 30-Jährige, der allein im April sechs Treffen zum Thema „Kommt! Es gibt Frühstück!“ anberaumt hat: Da hat etwa Jesus den Ausziehtisch erfunden, damit alle Platz finden. Oder Pastor Goebel überlegt, „ob Jesus quasi den Cheeseburger erfunden hat“ – obwohl der Messias angeblich nach seiner Auferstehung gebratenen Fisch gegessen hat. Wer sich für den Brunch-Gottesdienst „Einmal Tod mit Frühstück bitte“ anmeldet, darf auf geistliche Speisen hoffen.

Modernes Pastorenbild

Das Pastorat ist bezogen, mit Freundin Trixi Jajtic, die als Gemeindereferentin in der Nettelnburger Bugenhagenkirche arbeitet. Langweilig wird es mit beiden bestimmt nicht in Lohbrügge, „auch wenn ich nicht das alte Pastorenbild verkörpere, mich nicht als ratgebender Lebensexperte verstehe“, sagt Jonas Goebel: Gern misst er sich mal auf einem Squash-Court oder besucht das HSV-Stadion.