Bergedorf. Bergedorf. Jugendliche aus dem „Café Flop“ warnen: Rechtsgesinnte plakatieren in Bergedorf und legen Flyer mit rassistischen Texten aus.

Reichlich Aufkleber rund um den Mohnhof, auch in Nettelnburg und in Lohbrügge: Eine Gruppe aufmerksamer Jugendlicher aus dem „Café Flop“ warnt: „An Bushaltestellen haben wir ganze Packen Flyer gefunden“, sagt Karlotta. Mit Freunden aus dem selbstverantworteten Jugendzentrum „Unser Haus“ gründete die 16-jährige Gymnasiastin eine Polit-Gruppe, die seit vier Monaten solche Plakate abreißt, Aufkleber wegschmeißt.

Identitäre Bewegung

Es handelt sich um Propaganda der „Identitären Bewegung Deutschland“ (IB). Die selbst ernannten „Heimatschützer“ warnen vor einer „Islamisierung“, propagieren eine „Festung Europa“. Sie erheben die „politische Konfrontation zum Prinzip“ und kooperieren in einigen Städten mit der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung.

„Das sind keine harmlosen Aktivisten"

„Wir sind mit dem Landeskriminalamt im Austausch und werden sofort konsequent etwas unternehmen, sobald es konkrete Ansatzpunkte gibt“, sagt Bergedorfs Polizeichef Hans Siebensohn: „Wir müssen sehr wachsam sein.“

Der Hamburger Verfassungsschutz beobachtet die „Identitäre Bewegung“ bereits seit 2016. „Es gab schon Flashmobs in verschiedenen Stadtteilen, meist sind dann zehn Leute unterwegs“, sagt Marco Haase. Der Sprecher der Innenbehörde betont, dass die Aktivisten enge Verbindungen zu rechtsextremistischen Hamburger Burschenschaften haben, ihre Parolen als „Fundament einer völkisch-rassistischen und anti-demokratisch geprägten Ideologie“ zu werten seien: „Das sind keine harmlosen Aktivisten“, so Haase.

Kriminalpolizei und Staatsschutz ermitteln

Dass die bundesweit etwa 500 Aktiven kein rechtsextremer Debattierclub sind, haben sie vor etwa einem Monat bewiesen: Fast zeitgleich haben „Identitäre“ in mehreren deutschen Städten losgeschlagen, haben etwa in Frankfurt und Berlin Redaktionsbüros missliebige r Zeitungen wie taz und Frankfurter Rundschau attackiert, zudem das ARD-Hauptstadtbüro.

Auch das Willy-Brandt-Haus der SPD und ein Parteibüro der Linken in Lüneburg waren Ziel von Identitären. Vereinzelt kam es zu Tätlichkeiten. In verschiedenen Bundesländern ermitteln Staatsschutz oder Landeskriminalämter.

Rechte Propaganda an Schulen

Wie Hamburgs Verfassungsschutz wollen auch die Flop-Jugendlichen über die Bewegung aufklären. „Wir wollen nicht zugucken, wie sie für Flüchtlingspatenschaften werben, aber eigentlich die Migranten nur mies aushorchen und verpfeifen“, sagt Karlotta. An Schulen versuchen die „Identitären“ zu punkten, teils mit beängstigendem Erfolg. Karlotta: „Sie sehen modern aus, wie Hipster-Nazis“, so die 16-Jährige: „Manche kommen sympathisch rüber, catchen die Leute.“

Info-Abend im „Café Flop“

Das „Café Flop“ will sich mit anderen Jugendtreffs vernetzen und aufklären. Ein erster Info-Abend startet Mittwoch, 27. Februar, um 19 Uhr an der Wentorfer Straße 26.