Bergedorf. Bergedorf. Der neue Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Bergedorf ist ein studierter Retter. Er folgt auf Lars Eggers.
Florian heißt der Schutzpatron der Feuerwehr. Aber nein, er wollte nicht schon als kleiner Junge Feuerwehrmann werden. „Ich war eher ein Computer-Nerd und hockte zu Hause, bis mich meine Mutter 1997 zur Jugend-Feuerwehr gescheucht hat“, gesteht Florian Hartart, der frisch gewählte Wehrführer der FF Bergedorf. Damit tritt der 31-Jährige in die Fußstapfen von Lars Eggers, der im November zum Bereichsführer gewählt wurde und somit für die Freiwilligen Wehren Bergedorf, Lohbrügge, Bille und Nettelnburg zuständig ist, zudem für Boberg, Kirchsteinbek, Billstedt und Öjendorf.
110 Einsätze im vergangenen Jahr
Genau 110-mal schrillte im vergangenen Jahr die Alarmglocke an der Chrysanderstraße: 69 Einsätze galten Bränden (oft waren es angebranntes Essen auf dem Herd oder lodernde Mülltonnen), dazu kamen 41 technische Hilfeleistungen. Da wurden Bäume nach einem Sturm gekappt, klemmte ein Reh unterm Gartenzaun fest, war ein Igel in Hausziegeln verkeilt. Fliegende Bauzäune gehören ebenso dazu wie Rauchmelder, die falschen Alarm melden, „etwa weil im Bethesda-Krankenhaus jemand zu lange unter der Dusche stand und der Wasserdampf einen Alarm auslöst“, erzählt Hartart. Besonders in Erinnerung hat er nicht nur den wasserreichen Vatertag 2018, sondern auch den 27. Juli, als auf dem VHH-Betriebshof zwei Busse in Flammen standen: „Das war imposant, weil die Reifen lautstark von den Felgen platzten, wir fünf Stunden lang die starke Rauchentwicklung bekämpfen.“
Studium zum Rettungsingenieur
Dabei kennt sich der Polizistensohn gut mit Katastrophenschutz aus: Nach einer Ausbildung zum Rettungsassistenten wechselte er von Göttingen nach Lohbrügge, um hier an der Hochschule das Studium zum Rettungsingenieur abzuschließen. Natürlich trat er 2011 gleich in die FF Bergedorf ein – wohnte aber mit Frau und den Kindern (heute neun und vier Jahre) noch im Studentenwohnheim an der Billwiese. „Als ich dann Vize-Wehrführer wurde, musste ich umziehen. Denn von der Billwiese braucht man sieben statt der geforderten fünf Minuten bis zur Wache. Daher konnte ich erst offiziell ins Amt gerufen werden, als wir eine Wohnung am Gojenbergsweg gefunden hatten.“
“Wir sind eine sehr junge Truppe“
Inzwischen hat sich Hartart auf die Wissenschaft verlegt und koordiniert die Lehrveranstaltungen an der HAW, die mit der Berufswehr und der Polizei kooperiert, auch mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. So nimmt es wenig Wunder, dass unter den 41 Kollegen der FF Bergedorf (darunter drei Frauen) viele Studenten sind: „Wir sind eine sehr junge Truppe, der Altersschnitt liegt bei Ende 20. Aber die Fluktuation ist groß, weil die Leute nach dem Studium woanders Arbeit finden“, sagt Hartart, der bald wieder fünf Spinde frei hat – und gern Leute willkommen heißt, die zwischen S-Bahnhof und Doktorberg, sogar bis zur Börnsener Ortsgrenze Einsätze fahren.
Was heißt Holstrahlrohr auf Arabisch?
Neuerdings ist auch Mohamad dabei, ein 28-Jähriger aus Syrien, der in der Flüchtlingsunterkunft am Brookdeich lebt. Hartart: „Er ist ein herzensguter Typ, mit dem wir noch Fachbegriffe üben und im Arabischen nachschauen, was ein Hohlstrahlrohr ist.“
Was steht 2019 noch an? Auf jeden Fall werden die Aufenthaltsräume renoviert. „Und wir wollen präsenter bei der Bevölkerung sein, planen einen Tag der offenen Tür“, sagt der neue Wehrführer.