Bergedorf. Bergedorf. Drei Betriebe bislang ausgezeichnet. Gesundheitsbehörde hofft weiter auf den Mitmacheffekt.

Das Anfang Mai 2018 von Hamburgs Gesundheitsbehörde eingeführte Hygienesiegel für die Gastronomie ist bisher eher ein Flop. Nicht nur in Bergedorf: Von 378 möglichen Betrieben konnten sich nur drei das Zertifikat sichern. Im citynahen Bereich wirbt lediglich das italienische Restaurant „Mamma Mia“ (Am Güterbahnhof 17 e) damit. Im Landgebiet kommen mit dem Café „Zur alten Vierländer Bäckerei“ und dem Bistro „edel & scharf“ zwei weitere hinzu.

Insgesamt ist das Interesse am freiwilligen Hygienesiegel in Hamburg bescheiden. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde wurden bisher nur 72 Zertifikate vergeben. 192 haben sich insgesamt bei Lebensmittelkontrolleuren oder Behörden angemeldet – von etwa 6000 prüfbaren Betrieben in der Stadt. Die Differenz zwischen tatsächlichen Anmeldungen und Vergabe erklärt sich damit, dass die insgesamt 56 Lebensmittelkontrolleure in allen sieben Bezirken die Vergabe zunächst anbieten, die Kontrolle für das Siegel dann aber erst bei der nächsten routinemäßigen Kontrolle erfolgt.

Immer 0 bis 20 – sonst ist das Siegel weg

Helmut Hoffmann, Leiter des Bergedorfer Verbraucheramts, weiß von fünf weiteren Betrieben im Bezirk, die sich zumindest für das Hygienesiegel interessieren. Das sei aber insgesamt nicht viel: „Ich vermute, dass es vielfach die Sorge gibt durchzufallen. Dadurch fällt man natürlich negativ auf.“ Bei der Einführung im Mai 2018 hätten 75 Betriebe die Kriterien erfüllt – wenn sie sich angemeldet hätten. Ein Vergleichswert: Im Bezirk Altona gab es bisher 18 Anmeldungen von 2664 Betrieben, neun unter ihnen wurden mit dem Siegel ausgezeichnet.

Nur wer 0 bis 20 Punkte („sehr gut“ oder „gut“) bei der risikoorientierten Beurteilung von Lebensmittelbetrieben erhält, bekommt das Zertifikat und muss das gute Ergebnis bei jeder Folgekontrolle aufs Neue erreichen – sonst muss das Siegel entfernt werden.

Wenig Effekte auf Gästezahl

„Mamma mia“ in Bergedorf besitzt das Hygienesiegel: Seit dem 19. Juni 2018 prangt es an der Eingangstür des Restaurants von Inhaberin Julieta Grath. Einen großartigen Effekt habe die Auszeichnung aber nicht erbracht. Grath: „Ein paar mehr Gäste kommen wohl, aber manche sehen es überhaupt nicht.“

Dabei war mehr Transparenz und Sicherheit, wie hygienisch in der Gastronomie gearbeitet wird, eigentlich eines der Ziele, die bei der Einführung des Siegels Gastronomieverbände, Handwerks- und Handelskammer sowie Bäcker- und Fleischerinnung erhofft hatten. Silke Schwartau, Leiterin der Ernährungsabteilung in der Hamburger Verbraucherzentrale, beurteilt den zähen Anlauf so: „Aus Verbrauchersicht war die Einführung wünschenswert. Es wird aber seine Zeit dauern, bis sich das Siegel etabliert hat.“ Nach fünf Jahren, so denkt die Diplom-Ökotropholgin, könne überlegt werden, ob das Hygienesiegel verpflichtend eingeführt werde.

Evaluierung spätestens im Jahr 2021

Ob die Gesundheitsbehörde so lang wartet? Sprecher Dennis Krämer kündigt eine Evaluierung der Ergebnisse bis 2021 an: „Nach unserem Eindruck wird das Hygienesiegel immer bekannter. Wir gehen davon aus, dass sich immer mehr ,Nachahmer’ finden.“