Bergedorf. Bergedorf. Rüdiger Gramkow will nach vier Jahren nicht länger auf die Fußgängerbrücke über den Schleusengraben warten.

„Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss.“ Genau diesen Satz mag Rüdiger Gramkow nicht mehr hören. Nicht vom Bezirksamt, nicht vom Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG). Dem Investor des Neubaugebietes „Schilfpark“ mit 360 geplanten Wohnungen sowie benachbarten Forschungs- und Innovationsbetrieben reißt der Geduldsfaden. Längst hätte die knapp 50 Meter lange Brücke über den Schleusengraben fertig sein sollen. Seit 2014 schon sind dafür 1,7 Millionen Euro geblockt, Geld aus dem städtischen Programm Wohnbauentwicklung.

Rad- und Wanderweg noch in weiter Ferne

Immer wieder wurde Gramkow vertröstet, weil das gegenüberliegend geplante Baugebiet „Weidensteg“ mit 560 Wohnungen nebst Einkaufsmöglichkeiten im Verzug ist. Zudem muss auf der Westseite des Schleusengrabens noch Grund gekauft werden, um einen Rad- und Wanderweg von der Bergedorfer City bis ins Landgebiet zu realisieren, er soll die Brücke passieren. Zuletzt hieß es, im Juni 2019 könne der Brückenschlag gelingen – auch das ist heute höchst unwahrscheinlich.

Brücke hätte 2018 fertig sein müssen

„Mit Straße, Wasser- und Stromversorgung habe ich der Stadt die Erschließung für gut 10 Millionen Euro geschenkt. Längst hätte auch sie ihren Teil des städtebaulichen Vertrags erfüllen müssen. Der besagt, dass die Brücke bis Jahresende 2018 hätte fertig sein sollen. Zudem hat sich die Stadt verpflichtet, Wanderweg und Grünflächen anzulegen“, so der verärgerte Investor. Er sieht die fehlende Brücke auch als Grund dafür, dass die Vermarktung der ersten 130 Wohnungen im „Schilfpark“ nur schleppend in Gang kommt.

Schadenersatz für Mietausfälle

Rüdiger Gramkow erwägt rechtliche Schritte gegen das Bezirksamt: „Wenn ich allein alle Mietverluste hochrechne, dazu die Mieten für 5000 Quadratmeter Bürofläche, kommt eine hübsche Summe an Schadensersatzansprüchen zusammen.“ Zu lange schon sei auch sein Anwalt in Verhandlungen, jetzt wolle er die Amtshaftung prüfen.

„Jetzt bin ich für klare Kante“

Dass letztlich die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt zufriedenstellend sei, bloß der LIG mit den Investoren für den Weidensteg auf der Westseite nicht handlungseinig werde, sei nicht sein Problem: „Ich habe einen Vertrag mit dem Bezirksamt, nicht mit dem LIG. Und ich musste ja auch für meinen Teil Bürgschaften erbringen und fünf Jahre Gewährleistungsansprüche gewähren. Jetzt bin ich für klare Kante.“

Grundeigentümerverein will „moderieren“

Nun ließe sich über „innenpolitische Gespräche“ zwischen den Investoren spekulieren. Zu Konditionen über Tausch- oder Kaufgeschäfte hat sich der LIG gestern nicht geäußert. Die Finanzbehörde verweist an den Bezirk. Das Bezirksamt wiederum will Privatgrund nur „zu marktüblichen Konditionen“ übernehmen. Daher lasse sich noch immer nicht sagen, wann die Brücke fertig wird. „10 Monate nach Baubeginn“, so Rathaussprecherin Lena Stich. Bergedorfs Grundeigentümerverein bietet jetzt Hilfe an: „Wenn es Ungemach gibt, stehen wir gern für eine Moderation zur Verfügung“, sagt der Vorsitzende Dr. Ulf Hellmann-Sieg.

Kein Thema für den Stadtentwicklungsausschuss?

„Wer hier bremst, ist nicht auszumachen, von unserer Seite ist alles fertig“, betont Peter Gabriel (SPD). Der Vorsitzende des Bergedorfer Stadtentwicklungsausschusses hat die Sitzung für nächste Woche abgesagt – es lägen keine Themen vor. Diese Absage kritisiert Bergedorfs CDU-Fraktion. „Da sind noch viele Fragen offen, das ist eine Katastrophe. Die Stadt will zwar Wohnungen, kommt aber mit der Infrastruktur nicht hinterher“, kritisiert Verkehrsexperte Jörg Froh: „Die Brücke wird auch als Schulweg gebraucht für Kinder, die in Nettelnburg unterrichtet werden sollen.“ Zudem fehle noch die gewünschte Ampel speziell für Linkabbieger am Curslacker Neuen Deich. Froh: „Und die Bushaltestelle ist auch noch längst nicht in Sicht. Zu klären gibt es also noch reichlich.“