Hamburg. Nach den höchsten je in Hamburg gemessenen Werten werden nun die Details der weitergehenden Untersuchungen präsentiert.

Mehr als ein halbes Jahr nach den ersten alarmierenden Dioxinfunden in der Boberger Niederung liegen nun die weitergehenden Untersuchungsergebnisse vor. Am Dienstagabend wollen die Hamburger Umwelt- und die Gesundheitsbehörde in der Stadtteilschule Mümmelmannsberg (von 17.30 Uhr an) die Bevölkerung über die Befunde informieren.

Nach Abendblatt-Informationen haben sich zumindest die schlimmsten Befürchtungen nicht bestätigt, eine großflächige Kontamination habe in dem für die Öffentlichkeit gesperrten Untersuchungsgebiet bisher nicht nachgewiesen werden können. Die Details erkläre die Behörde am Dienstag.

Höchster Dioxin-Wert der Geschichte

Wie berichtet, war die Belastung mit dem krebserregenden Stoff nach den ersten Tests punktuell die höchste, die bisher in Hamburg gemessen wurde. Experten hatten in Stichproben, die im Mai 2018 routinemäßig nahe dem Walter-Hammer-Weg in Lohbrügge auf einem 1500 Quadratmeter großen Areal genommen wurden, eine Konzentrationen von mehr als 700 Mikrogramm Dioxin pro Kilogramm nachgewiesen.

Die Karte zeigt, wo die historisch einmalig hohen Konzentrationen des Giftes Dioxin gemessen wurden
Die Karte zeigt, wo die historisch einmalig hohen Konzentrationen des Giftes Dioxin gemessen wurden © HA

Der gesetzliche Schwellenwert liegt bei einem Mikrogramm, Kinderspielplätze werden ab 0,1 Mikrogramm geschlossen. Nicht grundlos ordnete die Umweltbehörde im Oktober weitere Untersuchungen an.

Gift stammt wohl aus Boehringer-Werk

Erste Hinweise hatten darauf hingedeutet, dass es sich um ein chemisches Abfallprodukt aus der Pflanzenschutzmittelherstellung der Firma Boehringer handelte. Auf dem 1984 geschlossenen Werksgelände des Unternehmens in Moorfleet waren seinerzeit nur 400 Mikrogramm ermittelt worden.

Wie das chemische Abfallprodukt nach Boberg gelangt ist, war bislang offen. In den 60er-Jahren gab es an der betroffenen Stelle eine Baustellenstraße. Auch die Ergebnisse der historische Recherchen sollen am Dienstag vorgestellt werden, um die Entstehung der Altlast erklären zu können.

Seveso-Gift gelangt über Nahrung in den Körper

Die Polizei hatte schon zuvor wegen einer „besonders schweren Umweltstraftat“ ermittelt, die Firma Boehringer war mit Gesprächsbedarf angeschrieben worden. Laut Behörde wurde auch Kooperationsbereitschaft signalisiert. Das Amt ging weder von einer akuten Gefährdung der Bevölkerung noch von einer Grundwasserbelastung aus.

Dioxin ist ein Abfallprodukt aus 17 Einzelstoffen. Der als Seveso-Gift bekannt gewordene Stoff gilt als krebserregend und besonders gefährlich, wenn er über die Nahrung aufgenommen wird. Dioxin ist schwer wasser-, dafür gut öllöslich.