Lohbrügge. Paul Wenck Erinnerung an legendären Chef des Bergedorfer Eisenwerks – Soll er Straßenname werden?

    . Er ist einer der prominentesten Vorgänger des großen Bergedorfer Industriellen Kurt A. Körber: Paul Wenck (1873-1930) gilt als einer der wichtigsten Konzernlenker, leitete er doch von 1919 bis zu seinem Tod als Generaldirektor das Bergedorfer Eisenwerk – damals größtes Unternehmen im Bezirk und Europas Marktführer in der aufstrebenden Molkereiwirtschaft. Es war beheimatet auf den Gelände des heutigen Wohnkomplexes Billebogen in Lohbrügge.

    „Paul Wenck ist völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Er war als international denkender Direktor ein früher Verfechter der europäischen Völkerverständigung und sollte unbedingt mit einem Straßennamen geehrt werden“, sagt der engagierte Chrysander-Forscher Horst Zapf aus Lohbrügge, der durch Zufall auf den Manager gestoßen ist: Wenck war mit Chrysanders Ehefrau entfernt verwandt, weshalb Zapf den Nachruf auf ihn im Bergedorfer Schlosskalender von 1932 las: „Ein ganze Seite wird dem aus einfachen Verhältnissen aufgestiegenen Schlosserlehrling dort gewidmet. Er muss eine Größe der Molkereiwirtschaft gewesen sein, mit Direktoren-Stationen in Belgien und Frankreich. Beeindruckend ist vor allem, dass ihn der schwedische Alfa-Laval-Konzern, zu dem das Bergedorfer Eisenwerk seit 1907 gehörte, gleich nach dem Ersten Weltkrieg zum Generaldirektor seiner wichtigsten Niederlassung machte. Die Wahl fiel nicht etwa auf einen Schweden, sondern auf den Deutschen Paul Wenck.“

    Im Nachruf wird zudem Wencks guter Draht zu den Mitarbeitern des Eisenwerks gelobt: Er sei „nach Kräften um das Wohl der Belegschaft bemüht“ gewesen, heißt es im stark sozialdemokratisch geprägten Schlosskalender – vielleicht ein Seitenhieb auf die Bergedorfer Konzernlenker, die 1919 die Wirtschaftliche Vereinigung gegründet hatten, um sich gegen die auftrumpfenden Gewerkschaften in Position zu bringen.

    Paul Wencks Karriere beim Eisenwerk begann um 1890, als Firmenpatriarch Wilhelm Bergner dem schwedischen Ingenieur und Milchzentrifugen-Erfinder Gustav de Laval die Alleinvertretungsrechte für Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz abgetrotzt hatte. Ein attraktiver Vertrag, letztlich aber Auslöser einer erbitterten Konkurrenz zwischen Bergedorf und den Schweden. 1907, drei Jahre nach Bergners Tod, siegten die Skandinavier, übernahmen das Eisenwerk und setzten schwedische Direktoren ein.

    Paul Wenck überstand alle Turbulenzen, war er zu dieser Zeit doch zunächst in Flensburg, dann in verschiedenen belgischen Orten und schließlich in Paris für das Eisenwerk tätig. Erst mit Kriegsausbruch 1914 kehrte er nach Bergedorf zurück.

    Ob eine Straße nach ihm benannt wird, müsste die Bezirksversammlung nach Rücksprache mit dem Staatsarchiv beschließen. Horst Zapf könnte sich den namenlosen Fuß- und Radweg samt Bille-Brücke von der Chrysanderstraße zum ehemaligen Eisenwerk-Gelände als Paul-Wenck-Weg vorstellen, „als Symbol für den europäischen Brückenschlag“.