Bergedorf. Bergedorf. Riesige Mengen Sand werden zur Aufhöhung der Flächen des geplanten neuen Stadtteils Oberbillwerder benötigt.
. Dieser Faktencheck zu Oberbillwerder sorgt gerade für reichlich Diskussionsstoff: Gerd Plambeck, ehemaliger Vorsitzender des Bergedorfer Seniorenbeirats, hat sich die wegen des Starkregenschutzes unumgängliche Aufhöhung der Flächen des neuen Stadtteils mal genauer angeschaut. Seine Rechnung: Die 124 Hektar gleich nördlich vom S-Bahnhof Allermöhe müssen mit Sand oder Kies um durchschnittlich 1,2 Meter aufgeschüttet werden.
„Das sind knapp 1,5 Millionen Tonnen, also rund 75.000 Lkw-Ladungen“, folgert Plambeck in einem Schreiben, das an alle Fraktionen in Bezirksversammlung und Bürgerschaft gegangen ist. „Bei 140 Lkw täglich an fünf Arbeitstagen dauert das rund 19 Monate. Und da sind die Zeiten für die Herrichtung der Baustraßen sowie die eigentlichen Hochbauarbeiten noch gar nicht mit eingerechnet“, ist Gerd Plambeck entsetzt. „Alles zusammen kostet etliche Millionen Euro, die in den Rechnungen für Oberbillwerder bisher gar nicht auftauchen – und am Ende vom Steuerzahler beglichen werden müssen.“
Kosten je Tonne bis zu 10 Euro
Experten werten Plambecks Rechnung sogar als zu optimistisch, wie unsere Zeitung gestern auf Nachfrage erfuhr. So wird für Baugrund wegen seiner besonderen Verdichtung fast das Doppelte an Material gebraucht – konkret 2,6 Millionen Tonnen, die bei den 140 werktäglichen Lkw-Fahrten also gut drei Jahre Anlieferzeit brauchen. Die Kosten je Tonne können dabei zwischen 6 und deutlich über 10 Euro liegen – je nachdem, wie weit der Weg vom Abbauort nach Oberbillwerder ist.
Hinzu kommen Verteilung, Verdichtung und eventuell Hunderttausende Tonnen Sand zusätzlich, damit auch der Untergrund für die späteren Häuser ausreichend gepresst, also „aufgelastet“ wird. Das lässt die Kosten leicht auf 30 Millionen Euro, wahrscheinlich sogar darüber wachsen.
„Oberbillwerder hat den doppelten Sandbedarf des riesigen DHL-Logistikzentrums, das gerade an der Autobahn-Ausfahrt Harburg der A 1 entsteht“, sagt Andreas Buhk von der RBS Kiesgewinnung GmbH in Billwerder, die Teil der Liefergemeinschaft waren. „Dort haben wir für die Auflast 900.000 Tonnen Sand zusätzlich gebracht und später wieder abgefahren.“
IBA hält Zahlen für übertrieben
Für Oberbillwerder hält die zuständige städtische IBA alle genannten Zahlen für übertrieben: „Wegen der umfangreichen Grün-, Frei- und Wasserflächen des Stadtteils werden nur 56 Prozent der 124 Hektar aufgehöht, das sind 730.000 Kubikmeter“, sagt Sprecher Stefan Laetsch. Die Kosten wären also deutlich unter den 30 Millionen Euro. „Sie werden derzeit gutachterlich kalkuliert – und komplett von unserer Projektentwicklungsgesellschaft IPEG übernommen“. Woher und wie das Material nach Oberbillwerder kommt, werde noch in einem „Sandmanagement-Konzept“ erarbeitet.