Bergedorf. Planetarium zeigt Geschichte der Europäischen Südsternwarte ESO – Gegründet wurde sie in Bergedorf
. Dass am anderen Ende der Welt, in den chilenischen Anden, gerade das wohl auf ewig größte Teleskop der Erde entsteht, hat viel mit Bergedorf zu tun. Denn hier, in der Hamburger Sternwarte auf dem Gojenberg, wurde sie vor 56 Jahren gegründet: die Europäische Südsternwarte, kurz ESO. „Damit war Bergedorf die Zentrale der Astrophysik Europas, des heute erfolgreichsten Projektes der zivilen europäischen Forschung“, schwärmt Thomas Kraupe, Direktor des Hamburger Planetariums, vom 39-Meter-Spiegel der leistungsstärksten Anlage aller Zeiten, deren Bau in Chile die ESO wohl 1,5 Milliarden Euro kosten wird.
Doch statt Bergedorf ist Garching bei München heute Sitz der ESO-Zentrale. „Und die ist dort dank ihren vielfältigen Forschungen zum Herz eines deutschen Silicon Valley geworden. Das hat Hamburg leider versemmelt, weil es in den 60er-Jahren nichts unternahm, die ESO in Bergedorf zu halten“, sagt Kraupe, der der Dimension dieser verpassten Chance eine atemberaubende Schau im Planetarium widmet.
„Europas Weg zu den Sternen“ (Ticket 11 Euro, ermäßigt 7 Euro) läuft am heutigen Sonnabend um 16.15 Uhr und erneut am 6. Januar um 15 Uhr. Erzählt wird die Geschichte der Neugier auf die Geheimnisse und Mysterien des Weltalls – und ihrer irdisch-finanziellen Engpässe. Das Team um Thomas Kraupe hat die aus Garching stammende Urfassung deutsch synchronisiert und um viele Bergedorfer Aspekte ergänzt. „Wir fliegen über Hamburg bis zum Gojenberg und erklären, warum hier seit über 100 Jahren Hamburgs Astronomie und Astrophysik zu Hause ist, gesprochen von der Schauspielerin Anne Moll, die die deutsche Stimme von Jane Fonda und Carmen Electra ist“, sagt der Planetariumsdirektor, der die Show demnächst sogar noch erweitern möchte.
So wurden bereits Innenansichten der Sternwarte, einzelner Kuppelbauten sowie einiger Teleskope in 360-Grad-Technik produziert, die in den kommenden Wochen in die Filmsequenzen eingearbeitet werden. Zudem plant Thomas Kraupe Kooperationen mit Schulen, die sich auf Naturwissenschaften, den sogenannten MINT-Bereich, konzentrieren: „Es geht darum, die Begeisterung für Astrophysik in die nächsten Generationen zu transportieren. Dafür ist ein Projekt wie das Riesenteleskop natürlich ideal“, sagt Kraupe, der auch bahnbrechende Entdeckungen der ESO anführt, darunter den Nachweis des mächtigen Schwarzen Lochs mitten in unserer Galaxie, der Milchstraße.