Bergedorf. Bergedorf. 20 Prozent der Völker abgestorben. Experten rätseln, warum auch in diesem Frühjahr das Bienensterben weiter geht.
Die Imker im Bezirk Bergedorf und in der Umgebung stehen auch in dieser Saison vor schwierigen Herausforderungen. „Etwa 20 Prozent der Bienenvölker haben den Winter nicht überstanden“, sagt Landeszuchtobmann Hans-Joachim Totzek, der auch 15 Bienenvölker auf dem Dassendorfer Obsthof hält. Über die Ursachen des seit Jahren anhaltenden Bienensterbens wird noch immer spekuliert.
„Es kann nicht allein die Varroa-Milbe sein“, sagt Imkerin Wiebcke Huffmeyer aus Boberg, die 30 ihrer 70 Völker verloren hat. „Da müssen auch Pestizide in der Landwirtschaft eine Rolle spielen. Hinzu kommt noch, dass ich mir wie einige andere Kollegen auch gepanschtes Wachs habe andrehen lassen.“ Ulrich Krüger, stellvertretender Vorsitzender beim Imkerverein Bergedorf und Umgebung, vermutet zudem ein noch nicht näher bestimmtes Virus, das die Honiginsekten plagt.
Blumen für Bienen auf öffentlichem Grund
„Aber auch die rückläufige Pflanzenvielfalt trägt mit zum massenhaften Bienensterben bei“, sagt die Bergedorfer SPD-Bezirksabgeordnete Brigitte Michiels-Lein. Sie und ihre Fraktion haben daher für die morgige Sitzung der Bezirksversammlung den Antrag gestellt, öffentliche Grünflächen mit bienenfreundlichen Blumen, Stauden, Bäumen und Sträuchern zu bepflanzen und dies dem Umweltausschuss regelmäßig zu dokumentieren. „Die Hälfte aller heimischen Wildbienenarten sind bereits in der Roten Liste der gefährdeten Tiere aufgeführt“, sagt die Bezirkspolitikerin. „Viele Bürger achten schon auf eine bienenfreundliche Bepflanzung ihrer Gärten und Balkone und leisten einen Beitrag für die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Genauso muss sich die Verwaltung dieses Themas annehmen und konsequent handeln.“
Tatsächlich sind es nach Worten von Züchter Totzek in den Vier- und Marschlanden überwiegend die Gärten, die den Bienen Nahrung bieten. „Anders als in den Bergedorfer Neubaugebieten gibt es hier noch ausreichend Obstbäume oder Pflanzen wie Weißdorn, und auch der Löwenzahn wird gern geduldet.“
Gleich aufs Rapsfeld oder später auf die Apfelblüte?
Der spät eingesetzte Frühling mit seinen komprimierten Blütenphasen macht es den Imkern nicht gerade leichter. „In diesem Jahr wird die Apfelblüte gegen alle Regel nach der Rapsblüte beginnen“, erklärt Hans-Joachim Totzek. „Da steht man vor der Wahl, ob man mit seinen Völkern gleich aufs Rapsfeld geht oder doch auf die Apfelblüte wartet.“ Ulrich Krüger bezweifelt, dass die wenigen verbliebenen Bienen eine gute Obsternte gewährleisten können: „Neue Völker können wir ja erst bis Ende Juni heranziehen.“