Bergedorf. Neuer Verein will sich um die Tiere sozial benachteiligter Menschen kümmern – Spender gesucht

Von den Wänden grüßen Giraffe und Zebra, richtig lebendig hingegen tigern fünf Katzen durch das Haus am Möörkenweg. Ihre Besitzer heißen Kirsten Weitendorf und Thomas Rapp. Gut zwei Jahre lang überlegten die Buchhalterin und der Erzieher, wie sie ihr Engagement im Tierschutz noch sinnvoll ausweiten könnten – und gründeten jetzt mit acht Mitstreitern in Bergedorf den Verein „Sozialfelle“.

Im Vordergrund stehen hilfsbedürftige Tiere von Rentnern, Alleinstehenden, arbeitslosen Familien, Odachlosen, aber auch von Behinderten und psychisch Erkrankten: „Zu oft werden deren Tiere aus finanzieller Not eingeschläfert oder einfach weggegeben. Dabei ist erwiesen, wie sinnvoll die Mensch-Tier-Beziehung ist. Tiere helfen etwa bei Depressionen und haben auch in Altersheimen eine positive Wirkung gegen eine Vereinsamung gezeigt“, sagt der 53-jährige Thomas Rapp.

So kommt es, dass der Verein zunächst in Kitas und Schulen über die Bedeutung von Tieren aufklären möchte. Und sobald genügend Spenden zusammenkommen, kann auch ganz praktisch geholfen werden: Fressnäpfe, Katzentoiletten, Futter, Leinen und Kratzbäume sollen beantragt werden können, ebenso Notfallbehandlungen nach einem Unfall, Impfungen (etwa gegen Staupe) sowie Kastrationen und Sterilisationen. Dazu kommen häusliche Hilfen: „Wenn jemand stürzt und drei Wochen lang keine Treppen laufen kann, dann wollen wir ehrenamtliche Tiersitter stellen, die täglich vorbeikommen“, sagt Rapp, der dringend Tierpaten und Fördermitglieder sucht (10 Euro im Monat).

Derzeit etwa wird Hilfe für den zwölfjährigen Kater Willi gebraucht, der an Diabetes erkrankt ist, besonderes Futter braucht und täglich zwei Insulinspritzen: „Allein das Insulin kostet 120 Euro im Monat. Sonst muss der Kater eingeschläfert werden“, sorgt sich der Tierschützer, der bereits mit der Bergedorfer Tierärztin Dr. Ulrike Ewe in Kontakt steht: „Langfristig wünschen wir uns in jedem Hamburger Stadtteil einen Vertragstierarzt, der die Gutscheine einlöst, die Bedürftige auf Antrag bei uns bekommen.“ Thomas Rapp betont: Kostenlos dürfen Tierärzte gar nicht arbeiten. Und ja: Es gebe manchmal auch Tierfutter an den Ausgabestellen der „Hamburger Tafel“, zudem eigens „Tiertafeln“ (46 in ganz Deutschland), bei denen auch Veterinäre arbeiten. „Aber die stellen bloß eine Diagnose. Die Behandlung muss dann eben doch bezahlt werden.“

Und dann wird es schwierig. Wenn Geld fehlt, gerät das Tier oft ins Hintertreffen, wird überlegt: Lohnt sich das? „Es lohnt sich immer, sobald eine Behandlung sicherstellt, dass das Leiden des Tieres aufhört“, sagt der Tierschützer.

Gemeinnützig und mildtätig ist der Verein, der sich fortan mit „Streetteams“ vorstellen will, etwa auf den Bergedorfer Wochenmärkten. Oder auch am kommenden Wochenende bei „Möbel Schulenburg“ in Wentorf. Am Sonnabend (10-18 Uhr) und Sonntag (11-17 Uhr) wird am Südring ein Frühlingsfest gefeiert, hier dürfen sich auch die „Sozialfelle“ präsentieren: „Kein Mensch darf sich von seinem Tier trennen müssen, weil es an dem nötigen Geld fehlt“, werben Kirsten Weitendorf und Thomas Rapp auch im Internet unter www.sozialfelle.de.

Nicht unterstützt werden übrigens Reptilien, Fische und Krustentiere sowie exotische Tiere oder jene, für deren Haltung eine Genehmigung erforderlich ist.

Zu einem Frühlingsfest lädt Hamburgs Tierschutzverein von 1841 für Sonntag, 6. Mai, ein: Fast 1200 Schützlinge im Tierheim an der Süderstraße 399 freuen sich zwischen 9 und 16 Uhr auf Besucher. Sie dürfen ihre eigenen Hunde mitbringen und an einem abwechslungsreichen Geschicklichkeitsparcours teilnehmen. Auf dem Programm stehen Intelligenztests und Rennen für Hunde, zudem will die Hundeschule ein Pitbull-Ballett zeigen.

Bei Führungen wird über Tierschutzthemen informiert, die Jugendgruppe hat das Thema Kaninchenhaltung vorbereitet. Insgesamt stellen sich 20 Vereine und Initiativen vor, gibt es Flohmarktstände und eine Tombola. Zudem werden vegane und vegetarische Speisen angeboten. stri