Lohbrügge. Zwei Kinder aus einer Jugendeinrichtung sollen Feuer an einer Lagerhalle mit Farben und Lacken in Lohbrügge gelegt haben.

Das hätte einen Millionenschaden verursachen können: Brandstifter haben am späten Sonntagabend auf dem umzäunten Gelände des Groß- und Einzelhandels für Malerbedarf „Winkelbach“ an der Weberade Feuer gelegt.

Flammen griffen aus Altpapiercontainer über

Sie zündeten gegen 22.20 Uhr einen auf dem Hof stehenden Altpapiercontainer an. Die meterhohen Flammen griffen in einem sogenannten „Flash-Over“ auf die Lagerhalle über – darin große Mengen leicht entzündlicher Farben, Lacke und Lösungsmittel. Direkt neben dem Brandherd ein Hochspannungsmast mit Schaltschränken und Antennen für das Handynetz.

Geborstene Scheibe und verkohlte Fassade

Nur weil das Feuer sofort entdeckt wurde und die Feuerwehren aus Bergedorf und Boberg schnell vor Ort waren, konnte das Farbenlager geschützt werden. Der 1100 Liter fassende Altpapiercontainer war schnell gelöscht. Eine geborstene Scheibe und einige Quadratmeter verkohlte Hallenfassade sind ein vergleichsweise geringer Schaden.

Zeuge sah das Täterduo flüchten

Ein Zeuge sah zwei Jugendliche weglaufen. Die Tatverdächtigen wurden kurz darauf ermittelt, waren sie doch bereits zwei Tage zuvor auf dem Firmengelände erwischt worden: ein 13-Jähriger und sein 14 Jahre alter Kumpel aus einer benachbarten Jugendhilfe-Einrichtung.

Jugendliche waren bei der Polizei als vermisst gemeldet

„Eigentlich hätten die beiden ab 20 Uhr in der Wohngruppe bleiben müssen. Wir haben klare Regeln. Aber sie kletterten aus einem Fenster“, erklärt Michael Reimann, der Regionalleiter des Trägers KISH e.V. / SPECTRUM für soziale Hilfen: „Unsere Mitarbeiterinnen haben das gegen 21.30 Uhr bemerkt und umgehend eine Vermisstenanzeige bei der Polizei erstattet.“ Der Brand und die Anzeige überschnitten sich zeitlich. Im Rahmen der Fahndung konnten Streifenwagen die Gesuchten im Wald an der B5 antreffen.

Hintergründe der Tat werden nicht öffentlich

Ob sie tatsächlich das Feuer gelegt haben und aus welcher Motivation heraus, will die Polizei nicht mitteilen. „Die Staatsanwaltschaft untersagt uns, Auskunft zu den Vernehmungen von Tatverdächtigen zu geben“, sagt Polizeisprecherin Heike Uhde. Aus der Jugendeinrichtung heißt es: „Wir müssen die Ermittlungsergebnisse abwarten.“

Konsequenzen haben die Jugendbetreuer schon jetzt gezogen. Denn der 13-Jährige ist nicht das erste Mal getürmt und durch Straftaten aufgefallen. So sollen er und sein Mitbewohner am Wochenende zuvor in der Nachbarschaft gleich 14 Autos zerkratzt und den Lack mit Hakenkreuzen versehen haben. Der Junge ist mit 13 noch nicht strafmündig und weiß dies offenbar auch.

Jugendeinrichtung zieht Konsequenzen

„Wir haben den 13-Jährigen jetzt in einer unserer anderen Einrichtungen untergebracht. Er hat wohl seinen Mittäter verleitet. Der Rest der Gruppe reagiert beunruhigt und schockiert“, berichtet Michael Reimann: „Wenn ein Jugendlicher unsere Regeln fortwährend missachtet, ist diese Wohngruppe nicht mehr die geeignete Einrichtung für ihn.“

Derzeit sind zwölf Jugendliche in dem ehemaligen Hotel „Boberger Höhe“ untergebracht. Reimann: „Im Umfeld der Einrichtung war es lange sehr ruhig – und das soll auch in Zukunft so bleiben.“