Bergedorf. Altersbilder Schauspielerin und Medizinerin Marianne Koch (86) im Haus im Park
Sie war eines der bekanntesten deutschen Fernsehgesichter der 60er und frühen 70er-Jahre, spielte in diversen Heimatfilmen, aber auch in der Krimi-Serie „Der Kommissar“ mit Erik Ode, an der Seite von Heinz Rühmann in „Vater sein dagegen sehr“ oder Clint Eastwood im Italo-Western „Für eine Handvoll Dollar“. Ihre größte Bekanntheit erlangte Marianne Koch (86) als Mitglied im Rateteam der Kult-Quizshow „Was bin ich?“ mit Robert Lembke und Auftritten in der TV-Werbung. Mit Anfang Vierzig hängte sie die Filmkarriere an den Nagel, wurde Ärztin in München. Am Donnerstag, 15. März, 19 Uhr, tritt Marianne Koch in der Reihe „Altersbilder“ im Haus im Park auf. bz-Redakteur Thomas Voigt hat vorab ein bisschen mit ihr telefoniert.
bz: Plötzlich Hals über Kopf die Filmkarriere hinschmeißen und einen anderen Beruf ergreifen – gab es dafür bei Ihnen ein Schlüsselerlebnis?
Marianne Koch: Nein, gar nicht. Beim Filmen und Fernsehmachen hatte ich viel Spaß, aber es hat mich nicht wirklich befriedigt. Es war nicht mein Beruf. Ich wusste die ganze Zeit, dass ich mein Medizinstudium fortsetzen und abschließen wollte. Mit 42 Jahren habe ich es dann getan, bevor es zu spät ist. Damals waren die Universitäten noch nicht so auf ältere Absolventen eingerichtet wie heute.
Nach mehr als zehn Jahren als Ärztin im Krankenhaus haben Sie eine Praxis als Internistin eröffnet. Sind da nicht täglich Leute als Patienten gekommen, nur um Marianne Koch zu treffen?
Am Anfang war es tatsächlich so, aber das ebbte dann bald ab. Ich hatte auch ein talentiertes Team von Sprechstundenhilfen mit guten Methoden, diese späten Fans zu entmutigen.
So ganz sind Sie aus der Medienwelt aber nicht verschwunden: Bis heute beantworten Sie im Bayrischen Rundfunk im „Gesundheits-gespräch“ regelmäßig Anfragen von Hörern.
Das ist aber kein Showbusiness, sondern Journalismus – ein ganz anderes Feld, in dem ich heute arbeite. Auch meine Teilnahme an „3 nach 9“ fand ich spannend. Damals lief die Sendung noch sehr spontan ab. Regisseur Michael Leckebusch hat Kameras zu den Gästen rumgeschickt, auch mit autonomen Gruppen gesprochen. Ich habe damals viel gelernt, habe mein Leben lang gelernt. Das hält jung.
In einem Ihrer Bücher berichten Sie, dass Gedichte lernen das Gehirn trainiert. Kann ich stattdessen auch Sudokus lösen?
Klar, das geht genauso gut.
Ein Bergedorfer Orthopäde hat mir vor Kurzem erzählt, dass immer mehr Patienten in die Praxis kommen, die eigentlich gar nichts haben, und damit die Wartezeiten verlängern. Ist das auch Ihre Erfahrung?
Kann ich nicht wirklich beurteilen, ich praktiziere ja schon seit fast 20 Jahren nicht mehr. Aber in der Rundfunksendung merke ich, dass die Anrufer anspruchsvollere und detailliertere Fragen stellen als früher. Viele versuchen wohl, sich im Internet zu informieren und kommen dann mit diesem Wissen oder Halbwissen und manchmal auch mit Unsinn zu uns.
Günther Jauch meinte einmal, Fernsehen macht Kluge klüger und Dumme dümmer. Gilt das auch fürs Internet?
Hm, ich glaube, das stimmt. Das dauerhafte Sitzen am Rechner macht aber auch krank, verkürzt die Muskulatur und verursacht Rückenschmerzen. Wir bewegen uns viel zu wenig.
In Ihren Büchern ist immer mal von Körperintelligenz die Rede. Wie schaffe ich es denn, dass ich nach dem Mittagessen Appetit auf einen Apfel habe und nicht auf einen Schokoriegel?
Keine Schokoriegel kaufen. Aber es ist tatsächlich nicht so einfach. Hat man erst einmal Übergewicht, dann verteidigt der Körper das mit Hormonen und Enzymen. Hilfreich ist bewusster Konsum: Ein, zwei Wochen Tagebuch führen über jedes Essen und jedes Getränk – dann erkennt man die größten Fehler. Und die Faustregel: ein Drittel weniger auf den Teller, dafür ein Drittel länger kauen.
Bei „Was bin ich?“ wirkte das Rateteam immer wie eine Clique von Freunden. War das echt oder nur gespielt, und Sie sind nach der Show eher grußlos auseinandergegangen?
Wir waren wirklich sehr gute Freunde. Einmal habe ich mich mit Annette von Aretin in der Maske derart verquatscht, dass wir um ein Haar die Sendung verpasst hätten.
Und hatten Sie jemals Ado-Gardinen im Haus?
Ach Sie, können wir diese Frage nicht einfach weglassen?