Bergedorf. Bergedorf. Um ihre Position als Wissenschaftsstandort zu stärken, errichtet die Stadt Hamburg vier Innovationsparks für technologische Forschung.
Das jahrelange Ringen um die gewerbliche Nutzung der 20 Hektar großen Fläche nördlich der Autobahn 25 und östlich der Straße Curslacker Neuer Deich hat ein Ende. Wirtschaftsbehörde (BWVI) und Wissenschaftsbehörde wollen hier innerhalb der kommenden sieben Jahre einen von insgesamt vier Hamburger Innovationsparks gründen. Mit einem Budget von 150 Millionen Euro planen Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), in Altona, Harburg, Finkenwerder und Bergedorf Technologiezentren zu errichten und an forschungsorientierte Unternehmen und Institute zu vermieten.
Für forschungsorientierte Unternehmen und Institute
Ein zweiter Teil des Bergedorfer Areals soll ansiedlungswilligen Unternehmen zum Kauf angeboten werden, die das wissenschaftliche Umfeld für ihre Forschung und Entwicklung nutzen wollen. Für die Vermarktung der Grundstücke und Immobilien hat die Hansestadt eigens die Hamburg Invest und Entwicklungsgesellschaft mbH & Co KG gegründet. Laut Wirtschaftsbehörde soll die Erschließung der Flächen bereits im kommenden Jahr beginnen, der Bezirk erstellt in den kommenden Monaten den Bebauungsplan. Die ersten Forschungs- und Entwicklungsgebäude werden 2020 errichtet, bis 2025 sollen laut BWVI-Sprecher Christian Füldner die letzten Flächen verkauft und die letzten Gebäude vermietet sein.
„Herausragende Köpfe aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammenbringen“
Mit der systematischen Entwicklung der vier Innovationsparks rund um die Ankerinstitute Desy (Altona), Airbus (Finkenwerder), Technische Universität (Harburg) sowie Laserzentrum und HAW-Energiecampus will Hamburg seine Position als Wissenschaftsstandort stärken. „Um national und international wettbewerbsfähig zu bleiben, rücken wissenschaftliche Exzellenz und Bildung mehr und mehr in den Mittelpunkt“, sagt Katharina Fegebank. „Forschungs- und Innovationsparks bieten die Chance, unsere herausragenden Köpfe aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzubringen.“ Frank Horch: „Innovationen entstehen dort, wo Menschen miteinander reden, forschen und arbeiten. In Räumen mit kreativer Atmosphäre, die das Denken beflügelt.“ Für den Innovationspark Bergedorf erhoffen sich die Initiatoren unter anderem die Ansiedlung des Fraunhoferinstituts für Siliziumtechnologie.
Logistikzentrum und Tellerschnecke sind vom Tisch
Mit dem Vorhaben des Hamburger Senats sind die früheren Hamburger Pläne für ein dortiges Logistikzentrum endgültig vom Tisch. Gestoppt wurden sie einst durch Naturschützer und ihren Verweis auf die winzige „Zierliche Tellerschnecke“, die auf diesen feuchten Wiesen ihre weltweit größte Population hatte. Die Tellerschnecken-Kolonie konnte zwischenzeitlich in die Vier- und Marschlande umgesiedelt werden.
Zufahrt gegenüber Am Schleusengraben
„Dieser Erfolg der Biologen ermöglicht uns, die Zufahrt zum Innovationspark direkt gegenüber der Einbiegung der Straße Am Schleusengraben zu schaffen“, sagt Bezirksamtsleiter Arne Dornquast. „Sonst hätten wir genau diesen Bereich aussparen müssen.“ Ausgespart wird aber ein mehrere Hektar großer „Archivboden“, der für Geologen eine besonders seltene Eiszeitformation mit tafelartig übereinander gelagerten Erdschichten darstellt.
Flüchtlinge und Kleingärtner müssen Platz machen
Den vom Senat angepeilten Erschließungstermin 2019 sieht Dornquast skeptisch: „Wir werden mit dem Bebauungsplan sicherlich länger brauchen.“ Bevor dann die Bagger und Raupen kommen, muss die Flüchtlingsunterkunft östlich Curslacker Neuer Deich weichen – ebenso der Bergedorfer Schrebergartenverein von 1920. „Die Mitglieder haben aber Anspruch auf Ersatzflächen, und dafür garantieren wir“, sagt Dornquast. Dies gelte jedoch nicht für eine Reihe von „Grabenländern“, deren Ansiedlung in Gartenlauben hier seit Jahren geduldet wird. „Sie haben aber die Möglichkeit, einen Verein zu gründen oder einem Verein beizutreten und so einen Ersatzanspruch zu erlangen.“