Bergedorf. Hamburg. Die meisten Faschingsfans sind begeistert vom Ausweichort der LiLaBe-Party am Hühnerposten: „Das ist sogar noch besser als in Bergedorf“
Das war’s dann wohl für Bergedorf. Nach 42 Jahren wilden Kostümfesten in der Lohbrügger Fachhochschule (HAW) stieg die legendäre LiLaBe-Party, Norddeutschlands schärfste und frivolste Faschingsfete, an diesem Wochenende erstmals am Hühnerposten gegenüber dem Hauptbahnhof.
Kleiner - aber kein bischen leiser!
Nur drei Dancefloors, nur eine Live-Bühne, keine Walking-Acts, kein Bullenreiten... und mit 1300 Feierwütigen am Freitag und gut 2000 am Sonnabend eine deutlich abgespeckte Gästezahl. Allerdings: Unterm Strich war die Stimmung deutlich besser, als in den letzten Jahren an der HAW.
Fans halten der legendären Kostümparty die Stange
Denn gekommen waren die „echten“ LiLaBe-Fans, die meisten seit Jahren dabei, viele reisten aus Berlin oder dem Rheinland an. Das besondere Flair der „Karnevals-Aftershow-Party“ (traditionell nach Aschermittwoch) konnten Veranstalter Hans-Herbert Böhrs und sein Team an den Hühnerposten mitnehmen: Auffallend kreative Kostüme, jede Menge nackte Haut, beste Partylaune, gemeinsames Feiern von Jung und Alt.
Veranstalter zufrieden: „Hier bleiben wir dann wohl“
„Mr. LiLaBe“ darf zufrieden sein. Nach dem Rausschmiss durch HAW-Rektor Dr. Micha Teuscher, dem LiLaBe zu frivol und „mit der Gleichstellung der Frau nicht vereinbar“ erschien, hat Veranstalter Hans-Herbert Böhrs in nur drei Wochen mehr als nur eine Notlösung auf die Beine gestellt: „Hier bleiben wir jetzt wohl“, erklärt der 78-jährige Partymacher, während er vom Balkon des VIP-Bereichs über das bunte Treiben blickt, wie ein Gutsherr von der Veranda über seine Ranch.
LiLaBe hat sich „gesundgeschrumpft“
„Wie alle Großveranstaltungen war auch LiLaBe in den letzten Jahren eher geschrumpft“, gibt Böhrs zu: „Vielleicht kam der Ortswechsel genau zur rechten Zeit.“ Zwar will er sich auch noch Räume auf Kampnagel und im „Edelfettwerk“ ansehen, er ist aber mit dem Hühnerposten sehr zufrieden: „So angenehm lief die Zusammenarbeit bei der HAW nie.“
Weniger Sex - mehr Appeal
Auch beim Konzept gab es deutliche Korrekturen: Die Partyband „Hit Radio Show“ lieferte gekonntes Entertainment, anders als die Ballermann-Strip-Shows der letzten Jahre, bei denen sich die Malle-„Stars“ auf der Bühne selbst wichtiger nahmen als ihr Publikum.
Auch die legendäre Fummelwiese fiel weg: „LiLaBe ist eine Faschingsparty, kein Swinger-Club“, sagt Böhrs entschlossen. Und wenn sich der Indianer mit der Krankenschwester zurückziehen will – am Hühnerposten gibt es gemütliche Sitzecken und Lounges.
Bergedorf ist Geschichte - aber der Name bleibt
Fazit: Ob Verkehrsanbindung, Bars, Toiletten, Hotels fußläufig – LiLaBe hat am Hühnerposten eher gewonnen, Bergedorf ist leider raus. Nur eines soll bleiben. Böhrs: „Den Namen LiLaBe (Liebe-Laster-Bergedorf) werden wir sicher nicht ändern.“
INFO: Wie LiLaBE zu seinem Namen kam:
Vorgänger war eine Studentenfeier an der Kunsthochschule Lerchenfeld (LiLaLe). Das Faschingsfest fand dort 20 Jahre lang bis 1967 statt. Die Farbe lila galt in der damaligen Zeit als extravagant, die Studenten als eher schrill. So entstand der Name „Lila Lerchenfeld“. 1975 entdeckte dann Hans-Herbert Böhrs, Entertainer aus der TV-Serie „Bananas“ und Musiker in der „Rentnerband“, die Fachhochschule Lohbrügge und ließ das Fest als LiLaBe wieder aufleben. Die Party fand zunächst dreitägig statt, anfang der 80er sogar an zwei Wochenenden mit 23 000 Besuchern! Weil es auf der Fummelwiese so wild zuging, gaben Bergedorfer LiLaBe den Spitznamen „Liebe-Laster-Bergedorf“. In den 42 Jahren besuchten mehr als 450 000 Faschingsfreunde die Veranstaltung in Lohbrügge.