Bergedorf. Holtenklinker Strasse 54  Britta Goerke (33) fühlt sich von Bauträger „Team-Bauhaus“ hintergangen

Britta Goerke (33) aus Barmbek kam aus dem Staunen nicht heraus, als sie die „bz“ vom 16. Januar aufschlug und von einer Neubauwohnung an der Holtenklinker Straße 54 erfuhr, die im Internet für 299 000 Euro angeboten wurde. „Das ist meine Wohnung!“ erklärte sie entrüstet gegenüber unserer Redaktion. „Ich habe sie schon im April von der Firma ,Team-Bauhaus’ für 257 816 Euro gekauft und den Vertrag mit deren Chef Willi Möller bei einer Notarin in Oststeinbek beurkunden lassen. Wieso bietet er die Wohnung jetzt noch einmal an, mehr als 40 000 Euro teurer?“

Tatsächlich ist die Feinmechanikerin aus Barmbek laut Kaufvertrag vom 7. April Käuferin der bis heute nicht fertiggestellten Wohnung in dem 15-Parteien-Haus, die ursprünglich am 1. September 2017 übergeben werden sollte. Auch im Grundbuch ist seit dem Frühsommer eine Auflassungsvormerkung zugunsten von Britta Goerke eingetragen, sodass die Wohnung nicht anderweitig verkauft werden kann.

Allerdings: Im Dezember forderte „Team-Bauhaus“ die Rückabwicklung des Vertrags mit der Begründung: Die Käuferin habe trotz mehrfacher Anmahnung den vereinbarten Zahlungsplan nicht eingehalten und sei einen Betrag von gut 9000 Euro schuldig geblieben. „Das stimmt so nicht“, sagt dagegen Britta Goerke. „In Punkt 7 unseres Vertrags ist vermerkt, dass ich 3,5 Prozent des Kaufpreises bis zur endgültigen Fertigstellung einbehalten darf. Das sind genau diese 9000 Euro.“

Der Zahlungsplan, der unserer Zeitung vorliegt, sieht eine erste Teilzahlung von 77 345 Euro nach Beginn der Erdarbeiten vor, eine zweite Teilzahlung 72 188 Euro nach Fertigstellung des Rohbaus einschließlich Zimmererarbeiten. Beide Zahlungen hat die Käuferin bis zum 9. November geleistet – abzüglich der 9000 Euro. „Der Übergabetermin war ja schon um zwei Monate überzogen, meine Bankfinanzierung in Höhe von 232 000 Euro mit monatlichen Zinszahlungen und Tilgung war angelaufen, aber ich muss weiter 600 Euro Miete für meine Barmbeker Wohnung zahlen, weil meine neue Wohnung in Bergedorf noch nicht fertig ist.“

„Team-Bauhaus“-Chef Willi Möller sieht das anders: „Dieser Einbehalt der letzten 3,5 Prozent vom Gesamtkaufpreis ist im Zahlungsplan doch bereits aufgelistet. , 7. Teilzahlung 9023,56 Euro nach vollständiger Fertigstellung‘ heißt es dort. Frau Goerke hat aber bei ihren Teilzahlungen ebenfalls 9023,56 Euro abgezogen, sodass sie nun insgesamt sieben Prozent bis zur Fertigstellung einbehält. Das akzeptiere ich nicht und fordere daher die Rückabwicklung des Kaufvertrags.“

„Stimmt nicht“, setzt Käuferin Goerke dagegen. „Es ist zwar richtig, dass die letzte Rate im Zahlungsplan 3,5 Prozent beträgt. Laut Vertragsrecht darf diese Rate aber nicht als Sicherheitseinbehalt angesehen werden.“ Nach ihren Worten ist dies in der Makler- und Bauträgerverordnung festgelegt – zum Schutz von Immobilienerwerbern bei Bauträgerverträgen.

„Darüber setzen wir uns nun gerichtlich auseinander“, erklärte Willi Möller zunächst. „Unabhängig davon biete ich die Wohnung auf dem Markt schon einmal neu an. Sobald Frau Goerkes Eintragung gelöscht ist, kann ich mit einem neuen Käufer einen Vertrag schließen.“

Eine über 250 000 Euro teure Wohnung verkaufen, sie mit Monaten Verspätung fertigstellen, wegen Uneinigkeit über den Zahlungstermin von 9000 Euro Rückabwicklung fordern und die Wohnung sofort deutlich teurer anbieten? Kurz nach unserer Anfrage lenkt „Team-Bauhaus“ ein: „Wenn Frau Goerke endlich ihre 9023,56 Euro bezahlt, verzichten wir auf die Rückabwicklung“, so ein Sprecher.

Willi Möller hofft nun auf Fertigstellung des Hauses im April 2018 – „wenn ab jetzt alles glatt läuft und das Wetter mitspielt“. Ob Britta Goerke sein Angebot annimmt, hat sie jedoch bisher noch nicht endgültig entschieden.