Bergedorf. F.aktiv Pädagogen helfen Familien in akuten Krisensituationen

Der Leistungsdruck und auch das Mobbing in der Schule machen Jugendlichen heute stark zu schaffen. Das jedenfalls und auch die richtige Berufswahl seien Themen, die im Boberger Jugendtreff „Clippo“ immer wieder zu hören sind, berichtet Sozialarbeiterin Silke Heinsohn. Die 46-Jährige arbeitet seit zehn Jahren für das Projekt „F.aktiv“ der Pestalozzi-Stiftung und bietet Sprechstunden an, in Boberg freitags von 14 bis 16 Uhr.

Zuletzt blieb jedoch kaum Zeit für die Boberger Kids, da ein Kollege erkrankte. Jetzt aber ist Ute Harriefeld als Vertreterin eingesprungen: Die 58-Jährige ist kein unbekanntes Gesicht im Bezirk. Sie arbeitete hier als Familienhebamme, bevor sie sich nochmal zum Studium für soziale Arbeit entschied. Nun teilt sie sich mit Silke Heinsohn die 1,5 Stellen, um Jugendliche zu beraten und Bergedorfer Familien in Krisensituationen zu unterstützen.

Auch die offene Sprechstunde im „Pinkhaus“ am Oberen Landweg (donnerstags von 14 bis 18 Uhr) ist beliebt: „Jüngst kam eine 50-jährige Großmutter, die mit den seelischen Problemen ihrer Tochter überfordert ist. Die Arbeitslose ist nach einem Streit mit ihrem Mann wieder bei ihrer Mutter eingezogen – samt eigener Tochter.“ Auch psychisch Kranke melden sich, brauchen Struktur im Alltag. „Dann schauen wir nach einer Selbsthilfegruppe oder finden vielleicht ein Ehrenamt“, sagt Harriefeld, die kaum ein Problem kennt, das nicht auftaucht. Hinzu kommt der ganz dröge Papierkram: „Manchmal klären wir eine Ratenzahlung oder erklären Behördenbescheide und raten vielleicht, Widerspruch einzulegen.“

Um die vielen Alleinerziehenden in Bergedorf-West will sich Ute Harriefeld verstärkt kümmern, gemeinsam mit Kitas und Schulen überlegen, welche Hilfen gebraucht werden: „Manche wollen einen Schulabschluss nachmachen, andere brauchen vormittags einen Treffpunkt.“

Aber auch Väter benötigen Hilfe, so der 30-jährige Koch, der bei seiner Freundin in Wandsbek herausgeschmissen wurde – samt seiner Söhne (7 und 12 Jahre). „Sie leben nun in der Flüchtlingsunterkunft am Curslacker Neuen Deich. Das ist unglücklich, weil der Schulweg so weit ist“, engagiert sich Silke Heinsohn für eine neue Bleibe in gewohnter Umgebung. Problem: „Kein Amt fühlt sich so richtig zuständig.“

Einsamkeit, Alkoholsucht, Wohnungssuche nach der Scheidung vom spielsüchtigen Partner. . . hier fehlt kein Thema. „Manchmal wünsche ich mir doch“, sagt Heinsohn, „dass die Leute zur Sozialberatung kommen, bevor aus Problemchen Probleme werden.“