Lohbrügge. Hansa-Filmstudios Bergedorfs Kino hat nun Doppelspitze
. Er kennt noch die Zeiten, als sich auf der Leinwand Sylvester Stallone als „Rocky“ durchboxte oder Kelly LeBrock den Männer reihenweise in „L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn“ den Kopf verdrehte . Das alles geschah im ehemaligen Hansa-Kinocenters an der Bergedorfer Straße. Es war im Sommer 1985, als John C. Barsoe eben dort nachfragte, ob er nicht als sogenannter „Reklamejunge“ arbeiten, Plakate auf- und ab- hängen könne. „Die Chefin hat mir gesagt, dass sie niemanden nur für zwei Wochen suchen“, erzählt der 47-Jährige. Es wurde viel länger: Barsoe blieb bis heute dabei – und ist seit Jahresbeginn zweiter Geschäftsführer des Kinos an der Alten Holstenstraße.
Mit der personellen Aufstockung wird eines untermauert: „Ja, wir haben Zukunftspläne“, sagt Barsoe. Der bisherige alleinige Geschäftsführer Dieter Lange hatte vor geraumer Zeit angekündigt, einen vierten Saal mit 300 Plätzen und einer 6x12 Meter großen Leinwand bauen zu wollen – auf dem Dach des Nachbarhauses (geschätzte Kosten: 250 000 Euro).
Ideen für eine Großkinobereiten beiden keine Sorgen
Angst vor Konkurrenz durch ein Multiplex-Kino – ein Thema, worüber in Bergedorf schon jahrelang debattiert wird – haben Barsoe und Lange nicht. Pläne für ein Großkino am ZOB sind längst Geschichte, weitere sind bislang über erste Ideen kaum hinausgekommen.
Es gibt weitere praktische Gründe für die Doppelspitze. Lange ist immerhin schon 67 Jahre alt. Nun ist für den Fall der Fälle seine Nachfolge geklärt, Barsoe besitzt alle Handlungs- und Bankvollmachten, betont Lange: „Das ist sehr beruhigend.“ Zudem kann sich das Chef-Duo die Wochenenden teilen. Barsoe gehört sowieso seit 33 Jahren zum festen Inventar: „Viele Besucher fragen mich immer wieder, ob mein Vater da ist“, berichtet der „Neue“ eine Anekdote – denn gemeint war fälschlicherweise Dieter Lange.
Der neue Mann auf der Kommandobrücke, der jetzt mit seiner Familie in Escheburg wohnt, hat sowohl Kfz-Mechaniker als auch Speditionskaufmann gelernt und arbeitete bis zum Jahresende 2017 als Prokurist in einer Spedition. Er unterstützte aber nebenbei Dieter Lange, half bei Personalfragen und war stets in alle Abläufe und Modernisierungsmaßnahmen eingebunden.
Lange und Barsoe sind nun gleichberechtigt. Natürlich hat der Lebensältere dem Jüngeren in der Vergangenheit Ratschläge mit auf den Weg gegeben. „Nicht immer den einfachen Weg gehen.“ Und der einstige Reklamejunge beherzigte dies zuletzt, gab Bergedorfs Mr. Kino Kontra bei der Programmplanung der näheren Zukunft. „Auch bei unterschiedlicher Betrachtungsweise kommen wir immer auf einen gemeinsamen Nenner“, sagt Dieter Lange.