Lohbrügge. Michael Schütze Der 49-jährige Lohbrügger ist vielseitig engagiert – und Kandidat für den Bürgerpreis

Dieser Satz scheint verhängnisvoll: „Naja gut, kann ich machen“, antwortete Michael Schütze auf unsere Anfrage nach einem Porträt. Und dieser Satz hat ihm bereits fünf ehrenamtliche Jobs eingetragen, die wöchentlich locker auf zwölf Stunden Arbeit hinauslaufen. Und so ist es wenig verwunderlich, dass der 49-Jährige nun als zweiter Kandidat für den Bergedorfer Bürgerpreis vorgeschlagen wurde, den die Bergedorfer Zeitung zum 18. Mal gemeinsam mit der Volksbank Bergedorf/Stormarn auslobt.

Dabei wirkt Michael Schütze nahezu unscheinbar – wäre da nicht sein knallroter Schal. Ihm ein Lächeln abzuringen, ist eine Herausforderung – schließlich pflegt der Mann sein „Pokerface“. Das hat strategische Gründe, und die hängen mit seinem allerersten Ehrenamt zusammen: „Mit 19 Jahren wurde ich Schachwart beim ASV Bergedorf ’85. Anschließend war ich zehn Jahre lang Abteilungsleiter beim FC St. Pauli. Die Abteilung wurde sogar schon 1947 gegründet“, sagt der gewiefte Spieler.

Nach dem Abitur am Gymnasium Lohbrügge studierte er in Hamburg Geschichte, politische Wissenschaften und französische Literaturwissenschaften (aktuell liegt auf Englisch die Lincoln-Biografie auf seinem Nachttisch). Doch „der Elfenbeinturm ist ein bisschen einsam. Und weit weg von der Praxis“, erfuhr er bald.

Ein Zufall brachte ihn 2007 zu seinem heutigen Job: Der Fraktionsgeschäftsführer der SPD-Bezirksfraktion, Bernd Oltmann, hatte überraschend Bergedorf den Rücken gekehrt, ein Nachfolger wurde gesucht, Schütze hatte gerade schon das Pressearchiv der Fraktion digitalisiert. „Ganz nebenbei“ ist Michael Schütze übrigens auch noch wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bergedorfer Bürgerschaftsabgeordneten Gert Kekstadt.

Aber nun folgen die Ehrenämter des Mannes, der bereits 1987 der SPD beigetreten war (noch unter Parteivorsitz von Willy Brandt): „Heike Meinert schleppte mich in die Lohbrügger SPD, als es noch drei Distrikte mit jeweils 100 Mitgliedern gab.“ Flugs wurden sie zusammengelegt, führt er heute 230 Lohbrügger Sozialdemokraten an und warb sogar „Nachwuchs unter dem SPD-Standard von 60 Jahren“. Man müsse nicht erst jahrelang Plakate kleben, um ein Amt zu bekommen, „aber natürlich gehören im Wahlkampf auch Info-Stände dazu“.

Für die Arbeiterwohlfahrt hat ihn einst Fritz Manke eingefangen: Nach dessen Tod wurde Michael Schütze 2014 Vize-Vorsitzender, stellte ein Integrationsfest auf die Beine, vertritt die Awo im Stadtteilbeirat Bergedorf-Süd und richtet Heiligabend die große Weihnachtsfeier aus. Hinzu kommen Fragen rund um den Aktiv-Treff am Billebogen, Vertrauen im Alter und den Seniorentreff, der übergangsweise vom Lichtwarkhaus ins H4-Hotel umgezogen ist. Das funktioniert gut: „Wir haben mit 350 Mitgliedern den größten Kreisverband von ganz Hamburg.“

Ehrenamt Nummer 3 ist der 2015 gegründete Lohbrügger Stadtteilverein – der Nachfolger des Stadtteilbüros für die Quartiersentwicklung. Hier mischt Schütze als Vorsitzender mit – „dabei sind wir nur sechs im Vorstand, bei gerade mal 31 Mitgliedern“. Es gibt viel zu tun, vom Seifenkistenrennen bis zum Geschichtscafé, von Kulturflohmarkt bis Suppenfest. Zudem macht Schütze das Layout der Stadtteilzeitung: „Wir verteilen 10 000 Exemplare und erreichen somit jeden zweiten der 19 000 Lohbrügger Haushalte.“

War noch was? Ach ja: Das „Rathaus-Bündnis gegen Rechts“, wo er sich in der AG Gedenken engagiert, also die jährlichen Gedenkwochen mit Filmen, Vorträgen und Lesungen mitorganisiert.

Und schließlich gibt es seit 2013 noch das Ehrenamt Nummer 5: Die Behinderten-Arbeitsgemeinschaft Bergedorf im Lohbrügger Marktkaufcenter („ich bin da nur der Vize“). Sie koordiniert die besonderen Belange von Geh- und Sehbehinderten, von vielen chronisch Kranken oder auch die von Angehörigen. Die Arge war schon Jahre auf Nachfolgesuche: Ohne Schütze hätte irgendwann das Aus gedroht, ist aus Mitgliederkreisen zu hören.

Ob er nochmal „Naja gut, kann ich machen“ sagen wird? „Das reicht jetzt, mehr geht nicht“, winkt Michael Schütze ab. Schließlich muss noch ein wenig Freizeit bleiben für die Freundin, für Schachspiele in der Landesliga, für die geliebten Urlaube in Süd-Frankreich. Nicht zuletzt für gute Rock-Musik: „Chuck Berry“ und „Queen“ müssen schon sein.

Was aber treibt ihn an bei all den ehrenhaften Jobs, warum macht er das? Abgesehen davon, dass Michael Schütze die Lohbrügger „viel sozialer und kooperativer“ findet als die Bergedorfer, kommt seine Antwort ohne Zögern: „Ich will das Leben für die Menschen schöner machen. Mein Hauptmotiv ist helfen und nette Leute kennenlernen.“