Bergedorf. Bergedorf. Bielefelder Firma ABT Logistics GmbH fordert von Betroffenen gut 130 Euro. Post und Grundeigentümer wissen von nichts.

. Das Parken vor Bergedorfs Post kann teuer werden: Eine Rechnung über 131,02 Euro flatterte jetzt Wolf-Rüdiger Busch ins Haus – weil er seinen Wagen angeblich widerrechtlich vor den Post-Containern am Sander Damm parkte, um am Schalter ein Paket aufzugeben.

„Ich bin mir keinen Schuld bewusst“

„Ich bin mir keiner Schuld bewusst“, sagt der Escheburger, der sich am 4. Dezember um 11 Uhr in die lange Schlange am Post-Schalter stellte. „Als ich 25 Minuten später wieder zum Wagen kam, steckte ein weißer Zettel unter dem Scheibenwischer. Eine Firma aus Bielefeld informierte mich darauf, dass sie mit der Parkraumüberwachung beauftragt sei und ich mein Fahrzeug hier widerrechtlich abgestellt habe.“ Am Nikolaustag flatterte dem 65-Jährigen die Rechnung ins Haus. Sie weist eine „Abschleppgebühr“ von 143 Euro aus, abzüglich 30 Prozent „aufgrund Abbruch“, plus 10 Euro „für Halteranfrage“ und Umsatzsteuer.

Bielefelder Firma gilt als Teil der „Abschleppmafia“

Bei der Bielefelder Firma handelt es sich um die ABT Logistics GmbH. Sie tritt in die Fußstapfen der 2016 aufgelösten Aktiv-Transport GmbH, die als „Abschleppmafia“ über Jahre Schlagzeilen machte. Sie schloss mit Eigentümern ­privater Parkplätze, etwa Supermärkten, Verträge zur „Parkraumbewirtschaftung“, stellte Schilder dann mit strengen Parkregeln auf und schleppte gnadenlos ab.

Weder die Post noch der Grundeigentümer hat Parkraumüberwacher beauftragt

Die für das Abschleppen erforderliche Transportgenehmigung wurde ihr 2015 entzogen – und auch die ABT Logistics GmbH hat keine solche Erlaubnis in Hamburg, sie soll dafür mit Subunternehmern zusammenarbeiten. Indes: Auf Nachfrage erklären sowohl die Post als auch der Grundeigentümer des Areals am Sander Damm, niemanden mit der Parkraumüberwachung beauftragt zu haben.

Firma ABT Logistics GmbH will Auftraggeber nicht nennen

Das stellt ABT-Geschäftsführer Hardy Franke anders dar. Am Telefon behauptete er gestern gegenüber unserer Zeitung „natürlich einen entsprechenden Auftrag“ zu haben. Nur von wem, wollte er nicht verraten, „damit der nicht von der Presse zerrissen wird“.

Hinweisschilder der bereits 2016 aufgelösten Firma Aktiv-Transport GmbH

Tatsächlich stehen vor der Post Schilder, die unter der Überschrift „Privatgrundstück“ auf das Abschleppen „widerrechtlich geparkter Fahrzeuge“ hinweisen. Wie die dorthin kommen, ist Post und Grundeigentümer ein Rätsel. Sie stammen von der aufgelösten Aktiv-Transport GmbH. Der ABT Logistics GmbH reicht das offenbar, um Rechnungen zu verschicken.

Verkehrsrechtsanwalt vermutet versuchten Betrug

Für Verkehrsrechts-Anwalt Markus Westphalen klingt der ganze Fall nach versuchtem Betrug: „Ich würde allen angeblichen Falschparkern empfehlen, bei der Polizei Anzeige zu erstatten.“ In keinem Fall sollte der Zahlungsaufforderung nachgekommen werden, denn das Geld landet direkt auf dem Konto der Firma. „Es reicht ein kurzer Schriftsatz, dass die Forderung als unberechtigt abgelehnt wird. Kommt dann noch eine Mahnung, was durchaus typisch wäre, bitte nicht mehr reagieren.“ Erst bei einem gerichtlichen Mahnbescheid oder Vollstreckungsbescheid sollte man sich juristisch beraten lassen und Widerspruch einlegen.