Bergedorf. Bergedorf. Richtfest beim Fraunhofer-Institut: Hier entsteht der weltweit größte Prüfstand für Blattlager von Windkraftanlagen.

Die 180 Meter großen Riesen-Rotoren des Windparks Curslack sind Winzlinge – jedenfalls im Vergleich zu dem, was künftig im benachbarten Forschungs- und Innovationspark Schleusengraben geprüft wird: Gestern feierte dort der weltweit größte Prüfstand für Blattlager Richtfest. Geht die Anlage des Fraunhofer-Instituts im Herbst 2018 in Betrieb, sind hier Tests für Windkraftanlagen möglich, deren Flügel eine erheblich größere Fläche haben als die knapp 100 Meter langen Rotorblätter im Windpark Curslack.

„Der Turbo der Windenergie-Wirtschaft“

„Dieses gut 20 Millionen Euro teure Projekt, zu dem Hamburg 8,3 Millionen Euro beisteuert, wird der Turbo der Windenergie-Wirtschaft in Norddeutschland“, lobte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) in ihrer Rede. „Schon jetzt gibt es eine Warteliste von Industrieunternehmen, die hier forschen wollen.“

Besonders geeignet für Offshore-Systeme

Tatsächlich bietet die Anlage die Möglichkeit, die immensen Windlasten zu simulieren, denen die riesigen Anlagen der Zukunft in 20 Jahren Betriebsdauer ausgesetzt sind, wobei die Probeläufe nur wenige Monate dauern. Damit kann die Ausfallsicherheit von Rotoren auf Jahrzehnte hinaus deutlich gesteigert werden. „Vor allem für die vielen Offshore-Windanlagen im Meer vor unseren Küsten ist das ein erheblicher Fortschritt. Denn Wartungsarbeiten sind hier besonders teuer“, sagte Prof. Dr. Andreas Reuter, Chef des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme, kurz IWES, zu dem der neue Prüfstand gehört. Neben Bremerhaven, Oldenburg und Hannover ist es der erste Hamburger Standort.

Eine Visitenkarte für Bergedorf

Auf den Forschungs- und Innovationspark Schleusengraben wirkt die Ansiedlung wie ein Ritterschlag: Die Fraunhofer-Gesellschaft gilt als das Beste, was Deutschland an anwenderorientierter Forschung zu bieten hat – eine Visitenkarte, die auf das gesamte Umfeld ausstrahlt. „Mit dem Rotorenprüfstand – angesiedelt gleich neben dem Energie-Campus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften am Schleusengraben – ist Hamburg international ganz vorn in der Windkraftliga“, wies Bürgermeisterin Fegebank auf die „Fraunhofer-Strategie“ des rot-grünen Senats hin: „Im Jahr 2018 werden wir mit dem Institut für Nanotechnologie, dem dann umgewandelten Laser-Zentrum Nord und diesem Windenergie-Prüfstand die Institute vier, fünf und sechs in der Hansestadt haben.“

Prüfstand im Herbst einsatzbereit

Bei IWES am Schleusengraben werden etwa 15 Wissenschaftler, ferner zahlreiche Studenten und Doktoranden arbeiten. Den Bürotrakt bezieht das Team um Leiter Christian Broer bereits im März. Der Prüfstand selbst soll im Herbst einsatzbereit sein.