Bergedorf. Chorfestival 790 Sängerinnen und Sänger von 22 Chören begeistern das Publikum
Für den letzten Chor des Abends ist die Bühne nicht mehr groß genug. Daher verteilen sich die Sänger im gesamten Raum, nach Stimmlagen sortiert. Und spätestens als sie den ersten Ton von „Look at the word“ anstimmen, reißen sie das Publikum vollends mit. Die Idee zu einem gemeinsamen Lied als Abschluss eines jeden Konzertabends ist nicht nur von den Veranstaltern gut gedacht, sondern vor allem von jedem einzelnen Chor und der Leiterin Christiane Canstein gut umgesetzt. Mehrstimmiger Gesang von drei Seiten - Dolby Surround ist nichts dagegen.
Insgesamt 22 Chöre mit 790 Mitgliedern hatten im Theater im Haus im Park an drei Abenden jeweils einen Auftritt vor fast ausverkaufem Haus. Von Kammermusik bis Pop, von Mittelalter bis modern, von regional bis international: Die mehr als 1000 Besucher an den drei Abenden bekamen ein ebenso buntes wie spannendes Programm geboten.
Bereits am Freitag sorgten La Musica und die Männerstimmen aus dem Haus im Park mit ihren modernen Songinterpretationen für Szenenapplaus. Die weiteren Highlights am ersten Abend: Der Landfrauen-Singkreis und der Chor Kontraste, der mit über 30 Mitglieder gesanglich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Ebenso die Mümmeldeerns und vor allem der Lola Chor, der mit seinen Liedern aus aller Welt vom Publikum sehr gefeiert wurde. Ein Gesamtkunstwerk der besonderen Art zeigte der Chor Schola Catorosa: Der schwule Männerchor nahm das Publikum mit auf eine Reise in den Weltraum: mit rosa Koffern, Luftballons und einer großen Menge Selbstironie. Das Resultat: stehende Ovationen und „Zugabe“-Rufe.
Das Konzert am Sonnabend machte dort weiter, wo am Freitag aufgehört wurde. Gleich zu Beginn wusste der Bergedorfer Kammerchor mit perfekt dargebotenen klassischen Liedern zu überzeugen. Mit feinen Stimmen und einem ebenso feinen Sinn für Humor war dies genau der richtige Auftakt zum zweiten Konzertabend. Mit ihrer Version von „Viva La Vida“ von Coldplay sorgte danach der Hamburger Alumni-Chor, bestehend aus ehemaligen Schülern des Gymnasiums Lohbrügge, für eine ganz besondere Stimmung. Nahtlos anknüpfen konnte der Gemischte Chor Havighorst-Boberg, kurz Habo. Mit seiner Version von „Land unter“ von Herbert Grönemeyer holte er bereits 2016 beim deutschen Chorfest in Stuttgart einen Sonderpreis. An diesem Abend gewannen sie die Herzen des Publikums, das auf Nachfrage des Moderators Michael Reffi natürlich eindeutig erkannte, welches der vier gesungenen Lieder das preisgekrönte ist.
Die Chorgemeinschaft Elbstrand brachte danach Theater zum Mitklatschen, vor allem bei ihrer Version von „Mit 66 Jahren“ von Udo Jürgens. Mit Sound&Pepper und dem inklusiven Chor Sounddrops traten in der Folge gleich zwei Chöre zusammen auf. Ihr vielumjubelter Auftritt zeigte, dass gemeinsames Singen verbindet – nicht nur die Menschen auf der Bühne, sondern auch Sänger und Publikum. Bunt wurde es danach mit dem aus dem Wendland stammenden Chor ClangVarben, der Pachelbels „Canon in D“ in einer sehr schönen Version sang und dabei mit seinen bunten Outfits auch noch für einen Hingucker sorgte. Zum Abschluss des Abends gaben noch die fünf A-cappella-Profis von Maulfaul ein halbstündiges Konzert. Die drei Männer und drei Frauen brauchen nichts als ihre Stimmen, um wie eine ganze Band zu klingen und die Zuhörer zum Staunen zu bringen.
Am finalen Sonntagabend begannen die Be Happy Singers mit mehrstimmiger Popmusik, gefolgt vom russischen Chor Kalinka mit seinen Volksliedern. Die Bergedorfer Liedertafel mit ihren kräftigen Männerstimmen und der ebenfalls aus Bergedorf stammende Pop- und Gospelchor New Pepper Sheep sorgten für gute Stimmung.
Zu guter Letzt zeigten New Pepper Sheep eine gelungene Mischung aus Pop und Gospel, Schall und Rausch begeisterte durch das Zusammenspiel seiner vielen Mitglieder, und auch der jüngste Chor im Programm, der Mittelstufenchor des Luisengymnasiums, sorgten für einen krönenden Abschluss – bevor zum Schluss noch einmal alle Chöre gemeinsam „Look at the word“ anstimmten.