Bergedorf/Mbigili. Gäste aus Tansania Afrikanischer Blick auf den Bezirk

Besonders beeindruckend an Bergedorf finden sie die vielen Blumen – und dass hier selbst in der Stadt Bäume stehen. Denn daheim im Örtchen Mbigili in Tansania seien alle Bäume längst zu Feuerholz gemacht.

Für drei Wochen war eine Delegation aus der afrikanischen Paten-Diözese von St. Petri und Pauli jetzt zu Gast in der Bergedorfer Kirchengemeinde. Die zehn Schwarzafrikaner lebten in Bergedorfer Familien, kochten, sangen und unternahmen mit ihnen Touren durch Bergedorf, Hamburg und Norddeutschland.

Dass das mehr als ein Tapentenwechsel war, sondern das Entdecken einer ganz anderen Kultur samt schier unermesslichem Reichtum, liegt auf der Hand: In Mbigili nahe dem riesigen Malawi-Sees leben die 3000 Bewohner von der eigenen oft winzigen Landwirtschaft. Es gibt keine einzige befestigte Straße und die Reise in die 1000 Kilometer entfernte Hauptstadt Daressalam dauert mit dem Bus fast eineinhalb Tage. In der Regenzeit ist Mbigili, wo Pastor i. R. Helmut Hoffmann in den 1970er-Jahren als Missionar arbeitete, oft ganz von der Außenwelt abgeschnitten.

„Bei uns zu Hause gibt es einen engen Zusammenhalt in der Nachbarschaft. Wer Hilfe braucht, der bekommt sie“, sagt Fred Sanga, Lehrer an der örtlichen Schule. „In Bergedorf kennen die Menschen oft nicht mal alle Anwohner ihrer eigenen Straße. Außerdem sind sie immer so unglaublich beschäftigt, haben kaum Zeit für Dinge, die nicht geplant sind.“ Dabei gebe es hier im Alltag für alles technische Hilfe. „Jeder in Bergedorf hat eine Waschmaschine und eine ganze Armada von Küchengeräten, oft ein Auto und sogar das Geschirr wird von einer Maschine gewaschen“, zeigt sich Ndiuwako Mwasandonuila beeindruckt, Prädikantin und Bezirksabgeordnete in Mbigili.

Daheim in Tansania gebe es dagegen viel mehr Musik, ergänzt Kindergärtner State Mwaikusi. „Wir singen und musizieren eigentlich immer – egal ob allein oder mit anderen gemeinsam. Das fehlt mir in Bergedorf. Dabei ist Musik doch so wichtig, allein schon um die Seele zu reinigen.“

Akimu Mwalukosya, Leiter der Krankenstation in Mbigili hat noch eine andere Entdeckung gemacht: „In Deutschland rauchen unglaublich viele Menschen auf der Straße. Vor allem die Frauen. Das gibt es bei uns gar nicht. Das ist doch so ungesund.“

Andreas Baldenius, Pastor an St. Petri und Pauli, hat schon selbst Mbigili besucht. Für ihn ist Austausch mit den Afrikanern, „immer wieder Anlass über unser Dasein und unsere Werte nachzudenken“. Natürlich gebe es dort Armut, „aber auch eine ganz große Gelassenheit. Wir sind hier zwar nicht arm, aber machen uns viel mehr Stress und auch der macht krank. Ich frage mich, ob die Mitte vielleicht der beste Weg ist.“