Bergedorf. SecondHandMode Anbieter kämpfen gegen Online- und Billigkonkurrenz
. Ein Brautkleid mal eben ans andere Ende der Welt verkaufen – das hat Heike Schlieper nicht jeden Tag. Zuletzt jedoch klingelte das Telefon in ihrem Secondhand-Geschäft „Ansichtssache“ an der Ernst-Mantius-Straße 9. Eine Kundin, die zuletzt beim Heimaturlaub eben jenes festliche Teil anprobiert hatte, orderte dies nun in ihre neue Heimat Australien nach. „Das macht schon Spaß, so zu verkaufen“, sagt die gelernte Schneiderin.
Solche Aufträge sind aber die absolute Ausnahme unter den wenigen Bergedorfer Secondhand-Händlern. Ihr Geschäft ist schwierig geworden. „Es funktioniert zwar“, sagt Canan Tuncelli, Inhaberin der Kinder/Vintage-Hütte (Holtenklinker Straße 12). „Aber davon leben kann ich nicht.“ Die 37-Jährige bietet Frauenmode, aber auch vieles fürs Kind (Kleidung, Holzspielzeug, Spiele, Medien und mehr) auf 60 Quadratmetern.
Mehrere Faktoren bremsen den Verkauf von gebrauchter Mode. Der Internethandel ist weit verbreitet und bequem. Das Ladensterben weitet sich in Bergedorf aus, Billigketten auch mit neuen Produkten zu absoluten Tiefstpreisen sind auf dem Vormarsch. „Unsere T-Shirts sind trotzdem besser und halten auch mehr Wäschen“, sagt Heike Schlieper trotzig. Was ihr Geschäft „Ansichtssache“ von der Masse abhebt: Neben Frauenmode gibt es auch schicke Abend- und Brautkleider. Nicht selten findet die Kundin auf 100 Quadratmetern etwa Mode von Strenesse, Calvin Klein oder Jil Sander.
Männer suchen vergebens in beiden Läden. „Die Sachen haben wir 2005 rausgeschmissen, weil wir Platz brauchten und Männer einfach zu selten shoppen“, weiß Heike Schlieper. Kollegin Tuncelli wiederum berichtet von männlichen Kunden: „Die kommen dann mit ihren Kindern und Einkaufszetteln rein.“
Wer secondhand etwas loswerden und verkaufen will, der muss natürlich auch in entsprechende Geschäfte kommen. Dann werden Kommissionsverträge ausgehandelt. Frauen können ihre Sachen etwa zwei bis drei Monate in den Läden anbieten. Bei Abnahme wird der Verkaufspreis zu jeweils 50 Prozent aufgeteilt. Bleibt die Kleidung liegen, wird sie wieder abgeholt oder an Kleiderkammern gespendet. Bei Kindersachen wiederum kauft Canan Tuncelli „zu nicht verhandelbaren Flohmarktpreisen“ ein. Heike Schlieper (54) ist übrigens so gefragt, dass sie neue Ware nur noch an fest vereinbarten Terminen annimmt – und ihr Terminbuch ist gut gefüllt.