Bergedorf-West. Bergedorf-West wurde ab 1967 gebaut
. Dietrich Pauly und Ehefrau Ilse fühlen sich wohl in „ihrem“ Bergedorf-West. „Wir sind 1969 sehr gern hierher gezogen. Und ich würde es heute genauso tun, auch wenn es hier gern etwas weniger Hochhäuser sein dürften“, sagt der 76-Jährige.
Von denen sieht das Paar beim Blick aus seinem Wohnzimmerfenster aber nichts. Die Mietwohnung im ersten Stockwerk eines Blocks der Genossenschaft Bergedorf-Bille liegt an der Westkante, Nachmittagssonne ebenso inklusive wie grüne Felder und in der Ferne die Silhouette Hamburgs. „Bergedorf-West bietet alles, was wir brauchen. In sechs Minuten sind wir am S-Bahnhof, per Bus schnell in Bergedorfs City, und die Versorgung mit Supermärkten ist perfekt – auch wenn es die alte Pro und den Edeka bei uns nicht mehr gibt. Dafür haben wir nun Aldi, Penny – und den Edeka gleich drüben in Neuallermöhe“, sagt Pauly, der all diese Veränderungen jetzt zu Papier gebracht hat.
Zum 40. Geburtstag der Arbeitsgemeinschaft (Arge) der Vereine und Verbände des Stadtteils legte er eine Chronik von Bergedorf-West vor. Auf 27 Seiten hat er zusammengetragen, wie die Siedlung seit 1963 geplant und von 1967 an auf der grünen Wiese realisiert wurde. Zudem berichtet er in seiner „kleinen, persönlich gefärbten Geschichte von Bergedorf-West“ über die vielen Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten.
So hat Pauly recherchiert, dass die Stadt Hamburg den Grund schon 1911 den Landwirten abkaufte. Hintergrund: Es gab Pläne für eine Erweiterung des Hamburger Hafens nach Osten, in deren Zuge sogar die hier am Geestrand entlang plätschernde Bille schiffbar gemacht werden sollte. Die einstige Barkassen-Werft Jastram ist bis heute Zeuge dieser Pläne, wurde sie doch damals aus dem Hafen an den Ladenbeker Furtweg verlegt.
Auch das Verschwinden der Supermärkte ist Thema der Chronik: Pauly erinnert daran, dass anfangs der Boberger Krämer Meyer mit einem Verkaufswagen durch Bergedorf-West fuhr. Und dass der Edeka-Markt zunächst eine Baracke auf dem Gelände der heutigen Kita Friedrich-Frank-Bogen bezog, bevor er am 12. September 1969 in das frisch eingeweihte Einkaufszentrum zog – auf die Fläche des heutigen Bürgerhauses Westibül. Direkt gegenüber eröffnete die Pro in den Räumen des heutigen Mix-Markts.
Beide Supermärkte verschwanden in den späten 70er- beziehungsweise frühen 80er-Jahren. Geblieben ist der Wochenmarkt, der seit 1975 immer donnerstags auf dem heutigen Werner-Neben-Platz aufgebaut wird.
Und Paulys Bergedorf-West-Chronik bietet noch weit mehr Details, etwa zur Tanzschule Paulsen in der Pagode, zum 1978 gebauten Berufsschulzentrum und zum Namen der S-Bahnstation, die man lieber „Nettelnburg“ nannte. Exemplare des Werks sind im Bürgerhaus Westibül zu haben, wo zurzeit auch eine Foto-Ausstellung zur Entstehung des Stadtteils gezeigt wird. Die Bilder hat der ehemalige Lehrer Wolfgang Pelzer von der Schule Friedrich-Frank-Bogen gemacht.
Die Veröffentlichung der Chronik durch die Arge Bergedorf-West hat Dietrich Paulys Forschergeist übrigens neu geweckt: „Ich hatte sie eigentlich zum 40. Geburtstag unseres Stadtteils 2009 gemacht, war damals aber nicht ganz fertig geworden. Auch heute hat sie noch einige Lücken.“ Er will das Werk jetzt noch mal grundlegend überarbeiten: „Bis zum 50. Geburtstag 2019 sollte das gelingen.“