Bergedorf. Bei einer Explosion in der Bleichertwiete sind am frühen Freitagmorgen vier Bewohner verletzt worden, ein 49-jähriger Mieter schwer.
Das durch die Explosion entfachte Feuer zerstörte eine Wohnung im ersten Stock vollständig. Auch die anderen sechs Wohnungen wurden durch die starke Verqualmung erheblich beschädigt. Das Bezirksamt erklärte das gesamte vierstöckige Mehrparteienhaus für unbewohnbar.
Gewaltige Detonation im Morgengrauen
Gegen 4.20 Uhr wurden die Mieter durch eine ohrenbetäubende Detonation aus dem Schlaf gerissen. Die Explosion im ersten Stockwerk war so stark, dass dort ein Fenster zum Hof herausgesprengt und die Schlafzimmertür aus den Angeln gerissen wurde. Eine riesige Stichflamme züngelte zwei Stockwerke die Hauswand empor. Als die erschrockenen Mieter sich in Sicherheit bringen wollten, schlug ihnen im Treppenhaus dichter Qualm entgegen.
Feuerwehr löste Großalarm „Feuer Menschenleben in Gefahr“ aus
Gleich mehrere Anrufe gingen unter 112 ein. Die Einsatzzentrale schickte die Berufswehren aus Bergedorf und Billstedt sowie die freiwilligen Helfer aus Bergedorf und Nettelnburg.
Diese retteten fünf Menschen über Leitern aus dem Qualm. Vor dem Gebäude fanden die Retter den 49-jährigen Mieter der Brandwohnung. Er kam mit Verbrennungen dritten Grades an 15 Prozent seiner Hautfläche ins Krankenhaus Boberg. Drei weitere Mieter kamen mit Rauchvergiftungen in Kliniken.
Vermutlich hat der Schwerverletzte die Explosion mit illegalen Böllern selbst herbeigeführt. Sprengstoffexperten des Staatsschutzes ermitteln. Sie fanden in der Wohnung mehrere Schusswaffen, Messer und Drogen.
Genauer Hergang unklar - Spuren sind verbrannt
Was löste die verheerende Explosion in der Bleichertwiete aus? Die Ermittler haben darauf noch keine eindeutige Antwort. Dabei nahmen Spezialisten der Brandermittlung, Sprengstoffexperten des Staatsschutzes und Bergedorfer Polizisten die Brandwohnung am Freitagvormittag eingehend unter die Lupe.
„In dem rückwärtigen Zimmer, wo die Explosion stattfand, ist die Zerstörung derart groß, dass sich die genaue Ursache nicht mehr feststellen lässt“, sagte ein Polizeisprecher. Gegenüber der Feuerwehr hatte der schwer verletzte Mieter angegeben, ein „Polenböller“ sei explodiert.
Der Verletzte selbst sprach von einem „Polenböller“
Ob der 49-Jährige die Explosion absichtlich herbeigeführt hat oder der Sprengstoff versehentlich zündete, ist unklar. Angesichts der große Zerstörung ist auch fraglich, ob es sich „nur“ um einen oder mehrere illegale Böller oder ein anderes „Sprengstoffselbstlaborat“ handelte. Ob der Deutsche bereits bei der Polizei aktenkundig ist, wollte der Sprecher nicht mitteilen.
Die Beamten stellten eine kleinere Menge nicht näher bezeichneter Drogen und mehrere Waffen sicher, darunter ein Gewehr und eine Pistole. Ob diese und eine Präzisionsarmbrust illegale Waffen seien, müssten genauere Tests, etwa der Schusskraft, nun ergeben. Der Mann wird von den Nachbarn als „sehr seltsam, aber ruhig“ beschrieben. Seine Vermieter hatte er nie in die Wohnung gelassen