Bergedorf. Bergedorf. Es war mehr als ein Einschnitt für Bergedorfs Einzelhandel: Im Frühjahr 2002 gab das Textilkaufhaus Penndorf auf.

. Es waren pechschwarze Wolken, die sich vor 15 Jahren, im Frühjahr 2002, über dem Sachsentor zusammenbrauten: Das renommierte Textilkaufhaus Penndorf, wichtigster Magnet im östlichen Teil der Einkaufsstraße, rutschte in die Pleite – völlig überraschend, war doch 2001 noch der 150. Geburtstag kräftig gefeiert worden.

Die Insolvenz kam für die Bergedorfer völlig überraschend

Aber jetzt zog die Hausbank Haspa die Reißleine. Das Familienunternehmen steckte mit knapp zwölf Millionen Euro so tief in den roten Zahlen, dass die Banker keine Chance auf Besserung sahen. Für die 120 Angestellten, großteils Jahrzehnte bei Penndorf und mit über 50 Jahren jetzt kaum noch vermittelbar, folgten Monate des Bangens um ihre Jobs. Doch alle Rettungskonzepte scheiterten, die letzten Kollegen gingen im Februar 2003 in die Arbeitslosigkeit.

Gefährliche Talfahrt für die Einkaufsmeile Sachsentor

Für das Sachsentor begann damit eine gefährliche Talfahrt: Alle Geschäfte verzeichneten dauerhafte Umsatzeinbußen. Vor allem betroffen waren Penndorfs Nachbarn in der östlichen Einkaufsstraße, was auch daran lag, dass in der Immobilie jetzt Billig-Läden ihre Waren verramschten. Die schlossen zwar 2004, aber bis das alte Kaufhaus als „Neuer Mohnhof“ wiederbelebt wurde, sollten mehr als sieben Jahre vergehen. Erst im Mai 2010 endete die Talfahrt, zogen unter anderem Hennes & Mauritz, Esprit, denn’s bio, diverse Ärzte und eine Kita in die komplett sanierte und umgebaute Immobilie.

Ehemaliger Chef will sich nicht erinnern: „Ich habe damit abgeschlossen“

Die Penndorfs selbst, über vier Generationen prägende Persönlichkeiten des Bergedorfer Einzelhandels, verschwanden mit der Insolvenz von der Bildfläche. Hajo Penndorf, zuletzt Chef der Familiengesellschaft, verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Südfrankreich. Von unserer Zeitung jetzt auf Umwegen um ein Gespräch gebeten, lehnte er ab. Er habe „mit der Sache abgeschlossen“. Deutlicher wurde Ver.di-Gewerkschafter und Abwicklungsexperte Alexander Münichshofer schon 2003, seinerzeit vom Penndorf-Betriebsrat als Berater eingesetzt: „Nie habe ich einen Unternehmer erlebt, der so konzeptlos war“, sagte er damals unserer Zeitung. „Er hat nie Vorschläge für eine wirtschaftliche Zukunft des Hauses gemacht.“

Lichtwarkheft mit Schwerpunktthema „Penndorf“

Ausführlich behandelt wird das Thema Penndorf im neuen Lichtwark-Heft, das am Freitag in die Buchhandlungen kommt.