Bergedorf . Digitalisierung Politischer Aschermittwoch mit Ausstellung und Experten-Diskussion
Baumärkte bieten zum gekauften Fußboden oder zum Sanitär gleich die passende Handwerkerleistung an. Internet-Plattformen wie MyHammer und andere buhlen mit Dumpingpreisen um Kunden, diese wiederum möchten sich immer häufiger ihren Schrank oder ihren Garten online gestalten und gleich bestellen: Will das Handwerk dabei nicht ins Hintertreffen geraten, sollen nicht viele Tausend Arbeitsplätze allein in Hamburg verloren gehen, muss es sich der fortschreitenden Digitalisierung stellen.
Einen Blick in die nahe Zukunft wirft die Bergedorfer Handwerkerschaft beim nächsten Handwerkerforum. Am Aschermittwoch (1. März) kommen Betriebsinhaber, Meister und Gäste dazu traditionell im Alt Lohbrügger Hof zusammen (Leuschnerstraße 76). Dieses Jahr geht dem geselligen Abend samt Podiumsdiskussion jedoch schon eine kleine Messe voraus. Experten präsentieren an fünf Info-Inseln bereits ab 16.30 Uhr vieles rund um den Themenschwerpunkt. Der lautet „Handwerk 4.0“ und dreht sich um die Frage, ob die Digitalisierung „Chance oder Risiko für das Handwerk“ darstellt.
Für die Organisatoren rund um Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg, seine Stellvertreter Karsten Sommer und Sönke Burwieck sowie Andreas Kuttenkeuler von der Handwerkskammer Hamburg ist dies keine Frage. „Das Handwerk digitalisiert sich nicht selbst, es wird von außen digitalisiert“, ist Hamburg überzeugt. Etwa durch Kunden, die immer stärker das Internet nutzen, und das nicht nur, um etwa einen Anbieter in der Region oder das günstigste Angebot zu finden.
„Viele Plattformen machen es vor, der Kunde kann sich selbst online ein auf seine Wünsche zugeschnittenes Paket zusammenstellen. Eine komplette Urlaubsreise samt Flug, Mietwagen und Zusatzleistungen online zu buchen, das konnte sich noch vor 15 Jahren kaum ein Reisebürobetreiber vorstellen“, warnt Hamburg. Ob die Modernisierung der Küche oder die Renovierung der ganzen Wohnung, vieles ist schon möglich oder wird es bald sein.
„Betriebsintern sind die Fortschritte der Digitalisierung von Branche zu Branche sehr unterschiedlich“, erläutert Glasermeister Karsten Sommer. „Tischlereien haben es schon schwer, auf sie zugeschnittene Abrechnungsprogramme zu bekommen, während der Bereich Heizung, Sanitär und Klima schon weit voraus ist.“ Wobei es dort eher die Produzenten und Energieversorger wie E.on oder EWE sind, die das Tempo bestimmen und den Kunden anbieten, per Mausklick ein Angebot für eine auf sie zugeschnittene Heizung samt Kollektoren auf dem Dach oder eine Photovoltaikanlage samt Speichertechnik zu bestellen.
Betriebe und Handwerkskammer müssen sich der Entwicklung stellen. Sonst drohe die Gefahr, dass die Handwerker den Kontakt zu ihren Kunden und damit die Kunden selbst verlieren, sagt Andreas Kuttenkeuler. Die Vollautomatisierung bisher durch das Handwerk gesteuerter Prozesse werde fortschreiten – wichtig sei, dass das Handwerk Schritt halte. Wobei die Digitalisierung viele Vorteile biete, gerade für kleinere Unternehmen und Betriebe, so etwa im Bereich Lagerhaltung. Warum Bau- und Ersatzteile bevorraten oder jeweils heranschaffen, fragt Kuttenkeuler, „wenn sie sich mittels 3-D-Druck zeit- und passgenau produzieren lassen, etwa in einem Netzwerk für mehrere Betriebe?“.
Prof. Dr. Claus Emmelmann, Chef des Laserzentrums Nord in Bergedorf und Experte für diese Technologie, zählt ebenso zu den Ausstellern und Experten der für 19.45 Uhr geplanten Diskussion, wie Klaus Schulz von der Marketing-Agentur Die Creativen, IT-Experte Matthias Erfurth von Capeletti und Pearl, Kommunikationsprofi Ralf Hasford, Jörg Ungerer (Handwerkskammer) und Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg.