Bergedorf. Bergedorf. Ob Hautärztin oder Gynäkologe: Der Andrang ist groß. Bei zwei Diskussionen setzen jetzt auch CDU und SPD das Thema auf die Agenda.
Mit der nachdrücklichen Forderung nach mehr Kollegen mischen sich drei Bergedorfer Fachärzte in die Diskussion um den Medizinermangel im Hamburger Osten ein. „Die Zahl der Fachärzte muss auf die Bevölkerung des jeweiligen Bezirks abgestimmt werden. Davon ist Bergedorf leider meilenweit entfernt“, sagt Dr. André Motamedi, Gynäkologe mit Praxis im Neubau Hinterm Graben und ehemaliger Chefarzt der Frauenklinik im Bethesda Krankenhaus.
„Teils bricht unsere Telefonanlage zusammen“
Im Interview mit unserer Zeitung unterstreichen auch Dr. Christian Klie und Dr. Ute Moje diese Forderung. „Meine Praxis kann den Ansturm definitiv nicht bewältigen“, sagt die Hautärztin, die im Neuen Mohnhof zusammen mit ihrem Kollegen Dr. Björn Raasch jedes Quartal 3400 Patienten behandelt. „Teils bricht unsere Telefonanlage zusammen, so viel Nachfrage gibt es. Aber mehr schaffen wir einfach nicht.“
Kollege Christian Klie, der mit Tom Meder gleich gegenüber auf der Ärzteetage eine Hals-Nasen-Ohren-Praxis betreibt, vergibt deshalb erst gar keine Termine: „So kriegen wir es hin, zumindest keinen Patienten abweisen zu müssen. Am Ende bedeutet das aber, dass wir in den letzten drei bis vier Wochen jedes Quartals fast umsonst arbeiten müssen. Denn die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg deckelt ihre Vergütung bei uns auf 2400 Patienten. Wir behandelt aber im Schnitt 3200 Menschen pro Quartal.“
Mediziner: Lange Wege sind nicht zuzumuten
Die Aufforderung der KV Hamburg an Bergedorfer Patienten, bei Engpässen in die deutlich besser mit Fachärzten ausgestatteten Stadtteile westlich der Alster auszuweichen, sehen die drei befragten Mediziner kritisch: „Das ist vielen Senioren angesichts ihrer eingeschränkten Beweglichkeit gar nicht zuzumuten“, sagt Ute Moje. „Auch von den vielen Bergedorfer Müttern mit kleinen Kindern kann man doch nicht ernsthaft fordern, für jeden Facharzttermin einen Tagesausflug mit dem ganzen Nachwuchs nach Hamburg anzutreten“, ergänzt Kollege André Motamedi. Und: „Die ohnehin schon hohe Zahl junger Familien in Bergedorf wird angesichts der vielen Neubauprojekte weiter erheblich steigen.“
Zwei Veranstaltungen zum Fachärzte-Mangel
Ein Thema, mit dem sich auch die Politik intensiv beschäftigt. Für Mittwoch, 9. November, lädt die SPD zum Info-Abend ins Vereinsheim des VfL Lohbrügge, für Donnerstag, 10. November, lädt die CDU zur Diskussion mit KV Hamburg-Sprecher Dr. Jochen Kriens ins „Plan B“ im Suhrhof (beide ab 19 Uhr) ein.
André Motamedi, der unter Bergedorfs Frauenärzten fast als einziger Frauenarzt noch neue Patientinnen aufnimmt, beschreibt deren Reaktion auf eine Zusage wie bei einem Sechser im Lotto: „Viele Bergedorferinnen suchen seit Jahren vergeblich einen Gynäkologen im Bezirk. Das darf nicht bleiben.“