Lohbrügge. Lohbrügge. Die Betreiber wollen das Wohnheim nahe der Lohbrügger Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Die Fortschreibung des Bergedorfer Wohnungsbauprogramms für 2017 verzeichnet einen überraschenden Zugang: Das Studentenwohnheim an der Billwiese – einziges in direkter Umgebung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften – ist als mögliche Neubaufläche an den Bezirk gemeldet worden.

„Wir haben das vorsorglich getan, weil die ehemalige Förderschule und jetzige Flüchtlingsunterkunft Billwerder Straße gleich neben uns schon seit Jahren für Wohnungsbau vorgesehen ist“, sagt Peter Eck, Geschäftsführer der Johann-Carl-Müller-Stiftung.

Betonklotz nicht mehr zeitgemäß

Wie die Zukunft des Studenten-Areals aussieht, sei allerdings noch nicht entschieden, betont Eck: „Weder haben wir Pläne in der Schublade, noch überhaupt eine Idee, ob es künftig ein reines Studentenheim oder eine Mischform etwa auch für Lehrlinge oder andere Bewohner sein soll. Klar ist nur, dass der fast 50 Jahre alte Betonbau heute nicht mehr zeitgemäß ist.“

Kleine Schwester der HAW

Tatsächlich wirkt die Immobilie mit ihren 213 Studentenwohnungen wie die kleine Schwester der kaum 300 Meter Luftlinie entfernten Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). Und das ist kein Zufall: Das Wohnheim entstand 1969 zusammen mit der einstigen „Ingenieurschule“, die Hauni-Chef Kurt A. Körber mit der Stadt Hamburg an der Lohbrügger Kirchstraße errichtete.

Während der Industrielle dort seinen Führungskräfte-Nachwuchs ausbilden ließ, kümmerte sich die Johann-Carl-Müller-Stiftung um den nötigen preiswerten Wohnraum.

Der Grund dafür liegt in der engen Verbindung beider Männer. Müller hatte die Dresdner Universelle gehört, wo Körber bis Ende des Zweiten Weltkriegs Technischer Direktor war. Müller starb bereits 1944. Körber siedelte mit zahlreichen Patenten im Gepäck nach Hamburg über und gründete mit diesem Know-how in Bergedorf die Hamburger Universelle, kurz Hauni.

Teilhaberschaft an der Hauni

Während das Dresdner Unternehmen von der jungen DDR verstaatlicht wurde, florierte Körbers Hauni. Verbunden mit einem Geldsegen, den Müllers Tochter Johanna Schwerin und Enkelin Anneliese Beermann nicht allein in die Taschen des ehemaligen leitenden Angestellten fließen lassen wollten. Man vereinbarte eine stille Teilhaberschaft an der Hauni, die über einige Jahre bestehen blieb.

Das Geld wollten die beiden Frauen aber nicht für sich. 1963 gründeten sie die Johann- Carl-Müller-Stiftung, die sich ganz nach seinem Vorbild als großer sozialer Förderer der Hilfe zur Selbsthilfe verpflichtet sieht.

Engagement in Sasel und Dresden

Konkret betreibt sie neben dem Lohbrügger Studentenwohnheim heute auch eine Senioreneinrichtung in Sasel und seit den 1990er-Jahren eine weitere in der alten Dresdner Direktoren-Villa.

Dass an der Billwiese mittelfristig ein Neubau nötig ist, zeigt ein Blick in die Immobilie: Den Studenten stehen hier ausschließlich zwölf Quadratmeter kleine Zimmer zur Verfügung – alle mit Gemeinschaftsküchen und -duschen für je zwölf Appartements. Lediglich der in den 1980er-Jahren nebenan entstandene Backsteinkomplex mit Studentenpaarwohnungen bietet zeitgemäßeren Komfort.

Bleiben nur Abriss und Neubau

„Im Altbau kann leider nichts flexibel umgestaltet werden“, bedauert Peter Eck die Architektur des 60er-Jahre-Betonbaus. Der sei angesichts von Monatsmieten von 250 Euro inklusive aller Nebenkosten und Internet-Anschluss zwar komplett ausgebucht, „aber irgendwann müssen wir da ran – und das bedeutet Abriss und Neubau“.