Bergedorf. Bergedorf. Das Großprojekt mit 1000 Wohnungen bereitet Inhabern Sorgen. Der Wirtschaftsverband WSB fordert Reaktionen von Politik und Verwaltung.
Die Pläne des Investors, im Stuhlrohrquartier mehr als 1000 Wohnungen zu bauen, bereitet den Geschäftsinhabern an der Stuhlrohrstraße Sorge: Sie fragen sich, was aus ihren Fachgeschäften werden soll – am jetzigen Standort dürfte bald kein Platz mehr für sie sein. Malte Landmann, Vorsitzender des Wirtschaftsverbandes WSB und selbst Makler, fordert Reaktionen bei Politik und Verwaltung: „Ziel muss es sein, dass für jede umgenutzte Gewerbefläche ein Ausgleich vorgehalten wird, ähnlich wie bei Eingriffen in die Natur.“
Große Läden sind Mangelware
Die Ausgangslage: Der deutsch-österreichische Wohnungsbaukonzern Buwog will 2019 mit den Bauarbeiten beginnen, zunächst auf dem Teil des Quartiers, das zum Sander Damm hin liegt. Danach sollen die Gebäude abgerissen werden, in denen sich heute noch drei inhabergeführte Läden befinden. „Mein Mietvertrag läuft bis 2020. Eine Garantie, dass er auch erfüllt wird, habe ich jedoch nicht“, klagt Stefan von Merkl vom gleichnamigen Musikaliengeschäft.
Derzeit habe er 1100 Quadratmeter Fläche, brauche mindestens 500 Quadratmeter. Ein Laden dieser Größenordnung sei im Bergedorfer Zentrum jedoch nicht mehr zu finden. Er frage sich, ob es politisch gewollt sei, Einzelhändler wie ihn in die Randgebiete zu drängen.
Furcht: Die Kunden wandern ab
„Die Sorgen sind auf jeden Fall da“, bestätigt Ute Grabe. In ihrem Geschäft Annika & Jan verkauft sie Zubehör für Babys und Kinder. Auch sie sei auf die große Fläche angewiesen. Sofahus-Inhaber Flemming Mulbjerg sieht es vor allem als Problem an, dass die Baupläne zur Abwanderungen von führen werden.
Sobald er einen konkreten Kündigungstermin habe, werde er mit seinem Geschäft umziehen. „Selbst wenn es hier im Anschluss wieder Läden geben sollte, könnte ich mir gar nicht leisten, für ein Jahr an einen Ausweichstandort zu ziehen“, so Mulbjerg.
Bezirkspolitiker wollen sich einschalten
Für Ernst Heilmann, Stadtentwicklungsexperte der Linken, wäre der Umzug ein Verlust: „Inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte gibt es fast nirgends mehr, dabei beleben sie die Stadt.“ Seine Partei strebe deshalb frühzeitige Gespräche an. Paul Kleszcz, Stadtplaner und Chef der SPD-Bezirksfraktion, sieht zunächst Eigentümer und Mieter in der Pflicht, sich an einen Tisch zu setzen. Erst wenn ein konkreter Entwurf für ein Nutzungskonzept vorliege, sei es sinnvoll, dass sich der Bezirk einschalte.
CDU: „Gewerbe ist kein Makel"
Der Investor will noch vor den Herbstferien eine Bürgerbeteiligung starten. In einem Antrag will die CDU dies konkretisieren und führt derzeit Gespräche mit der Buwog. „Wir setzen uns für eine Lösung ein. Gewerbe in dem neuen Quartier ist für uns kein Makel“, stellt Bauausschuss-Chef Julian Emrich (CDU) klar.