Bergedorf. Bergedorf. Nach dem schweren Unfall im Bergedorfer Gehölz verweist das Bezirksamt auf ein Urteil: Waldbesitzer haften seit 2012 nicht mehr.

Der schwere Unfall vom Sonntag im Bergedorfer Gehölz hat eine Diskussion um die Gefahren des Waldes entfacht: Wie sicher ist der Spaziergang auf Wegen? Lauert auf Trampelpfaden Lebensgefahr? Wer haftet, wenn Äste oder Bäume herabstürzen?

Revierförster kontrolliert Bäume regelmäßig

Während der betroffene Wentorfer mit schweren Kopf- und Rückenverletzungen im Unfallkrankenhaus Boberg liegt, stellt das Bezirksamt klar: Revierförster Tim Laumanns nehme die Bäume entlang der geschotterten Hauptwege im Bergedorfer Gehölz regelmäßig in Augenschein. Aber eine Garantie für die Sicherheit gebe es trotzdem nicht. „Dem Bezirksamt ist aus den letzten gut zehn Jahren kein vergleichbarer Fall bekannt. Aber ein persönliches Restrisiko gibt es immer“, sagt Sprecher Dr. Andreas Aholt.

„Keine Haftung für waldtypische Gefahren“

Tatsächlich bewegt sich die Stadt Hamburg hier auf rechtlich sicherem Boden. Am 2. Oktober 2012 stellte der Bundesgerichtshof in einem Grundsatzurteil fest, dass „eine Haftung des Waldbesitzers wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht grundsätzlich nicht für waldtypische Gefahren gilt“. Dazu gehören neben angehobenen Wurzeltellern auch abbrechende Äste, Astteile oder umstürzende Bäume – sogar von toten Bäumen: Grundsätzlich geschehe das Betreten des Waldes auf eigene Gefahr.

Bis dahin hatte es teils absurde Formen der Risiko-Abwehr gegeben. Der Nabu berichtet etwa, dass einige Waldbesitzer zur Sicherheit Schneisen von bis zu doppelter Baumlänge neben den Wanderwegen ins Grün schlugen.

Immer mehr Menschen im Wald unterwegs

Im Herzogtum Lauenburg, dem waldreichsten Kreis in Schleswig-Holstein, sind die Kreisforsten größter Waldbesitzer, „Unsere Förster schauen einmal im Jahr nach Totholz in den Bäumen“, sagt Sprecher Karsten Steffen. „An stark frequentierten Wanderwegen in Tourismusregionen auch zweimal.“ Dass das besonders für Geesthachts Umgebung gilt, macht der dort zuständige Förster André Guiard deutlich: „Aktivitäten wie Geocaching bringen immer mehr Menschen in den Wald.“

Gutachter untersucht Unfallstelle

Die Bergedorfer Unfallstelle am Ende des Doktorbergs wird jetzt von einem Gutachter untersucht. Er entscheidet auch, ob die hohe Buche gefällt werden muss. Unterhalb ihrer Krone war der massive Ast abgeknickt und aus etwa acht Metern Höhe genau auf den Spaziergänger gekracht.