Bergedorf. Am Brink Ein feuchter Kriechkeller im Untergrund und alte Schätzchen auf dem maroden Dachboden

. Lisa hatte in Religion eine Eins. So steht es in ihrem Schulheft von 1944. Solche Dinge finden sich, wenn man mal den Dachboden aufräumt. So ergeht es gerade der Rudolf-Steiner-Schule, die ihr komplettes, denkmalgeschütztes Haupthaus ausräumt. Denn Hamburgs ältestes Schulgebäude muss komplett entkernt werden. Die 1,6 Millionen Euro teure Sanierung soll im Januar 2017 fertig werden. Dann können Büro und Lehrerzimmer, Förder- und Handarbeitsräume wieder bezogen werden.

„Wir reißen jetzt die Heizungsanlage und das Stromnetz heraus, alte Verkleidungen, Türen und die morschen Balken“, erklärt Geschäftsleiter Thomas Schramm die notwendige Bauarbeiten: „Irgendwann wurde im Kriechkeller eine Unterlüftung zugemacht. Seither kriecht die Feuchtigkeit durchs Haus“, so der 57-Jährige. Uralte Glaslampen, Pulte und alte Stühle sind bereits verkauft worden. Unter alten Kiefernbrettern wurden zudem Mineralwasserflaschen gefunden. Auf einer ist die Firma Oberdörffer & Zinkeisen vermerkt. Schramm: „Damals gab es wohl eine Abfüllung auf dem Gojenberg. Aber mehr wissen wir leider nicht dazu.“

Fest steht aber, dass Apothekersohn Adolph Oberdörffer 1855 gemeinsam mit Eduard Zinkeisen eine Fabrikation zur Herstellung von Mineralwasser gründete – und für die Produkte (Wasser, Limonaden. Fruchtsäfte und Speiseöle) eine Medaille auf der Pariser Weltausstellung erhielt. Zudem findet sich in Archiven, dass der Mann von 1859 bis 1862 Schriftführer in der Hamburgischen Bürgerschaft war.

Zurück zur Brink-Schule, die 1856 erbaut wurde – und bald nicht mehr Stein auf Stein steht: „Durch die Feuchtigkeit müssen wir ein Viertel aller Fassadensteine ersetzen. Aber das Denkmalschutzamt hat uns erlaubt, den hinteren Teil und die Giebelseiten im Erdgeschoss zu verputzen“, sagt Schramm. Mit 550 000 Euro wäre die komplette Fassadensanierung ansonsten zu teuer. Nun aber habe Bergedorfs Bezirksamt angeboten, 300 000 Euro über Rise-Mittel zu beantragen.

Ein Antrag über weitere knapp 100 000 Euro aus dem Topf für Stadtentwicklung läuft, der Sportplatz der Schule soll ertüchtigt werden: Nach Regenfällen sieht der Grandplatz wie eine Schlammwüste aus, nötig sind bessere Drainage und neuer Belag. Derweil werden für die Turnhalle gerade neue Nutzer gesucht: „Die TSG hat wegen der Betriebskosten gekündigt, deren Fechter trainieren hier also nicht mehr“, so Schramm.

Am Brink stehen weitere Arbeiten auf der Tagesordnung. Die Ausschreibung für die neue Mensa mit 80 Sitzplätzen läuft bereits, im August soll es losgehen. Auch der Hort und drei Unterrichtsräume werden in dem 2,6 Millionen Euro teuren Neubau unterkommen. Derweil wird die Baulücke zum Brookdeich hin eine Baulücke bleiben, fürchtet der Geschäftsleiter: „Wir hatten der Saga das Grundstück für den Bau von sechs bis acht Wohnungen angeboten. Die haben aber kein Interesse. Es hieß, das lohne sich nicht“, meint Schramm verwundert.

Er selbst jedoch ist von weitere Bauarbeiten längst nicht befreit. 2017/18 soll die Hasse-Aula in Angriff genommen werden: Moderne Elektrik und eine neue Dämmung seien unverzichtbar. Mindestens eine Million Euro will die Schule hier investieren, hat sie doch gerade erst einen Erbpachtvertrag über 60 Jahre unterschrieben. Thomas Schramm: „Vielleicht beteiligt sich der Bezirk mit einem Drittel, wenn wir die denkmalgeschützte Aula barrierefrei gestalten.“