Lohbrügge. Lohbrügge. Wann und wo immer Ingo Werth Unrecht oder Not wittert, setzt er sich ein. Jetzt ist er für den Bergedorfer Bürgerpreis nominiert.
„Wenn Du mal kein Projekt laufen hast, dann fehlt Dir einfach was“, sagt seine Frau. Und sie muss es wissen, kennt ihn seit Jahrzehnten. Ingo Werth (56) aus Lohbrügge kämpfte schon als Schüler stets für die gute Sache, setzt sich mit ganzer Kraft ein für Menschlichkeit und Gerechtigkeit, für die Schwächeren und die unverdienten Verlierer auf dieser Welt.
„Man kann nicht einfach so dahinleben in einem der wohlhabendsten Länder, alles mitnehmen und nichts zurückgeben an diejenigen, die es schlechter haben als wir“, sagt der Vater einer erwachsenen Tochter. Im vergangenen Jahr hat er Hunderte von schiffbrüchigen Flüchtlingen aus dem Mittelmeer gerettet, plant mit Unterstützern bereits den nächsten Einsatz. Segeln gelernt hat er einst als Schüler auf dem Hohendeicher See.
Werth ist für den 16. Bürgerpreis nominiert
Als Kapitän der „Sea Watch“ und Mitinitiator des gleichnamigen Vereins war Ingo Werth in der vergangenen Woche für den Helmut-Frenz-Preis von Ida Ehre Kulturverein und Evangelischer Kirchengemeinde Eimsbüttel nominiert. Werth: „Das hat mich bewegt. Helmut Frenz war als Kämpfer für die Menschenrechte in Chile und als Generalsekretär von Amnesty International Deutschland ein großes Vorbild für mich.“ Nun ist Werth wieder nominiert, für den 16. Bürgerpreis von Volksbank Bergedorf und Bergedorfer Zeitung.
Der gerade Weg ohne Seitenblick war niemals seine Sache. Seinen Lern-Endspurt fürs Abitur legte er in Gorleben ein, wo er im Frühjahr 1980 drei Wochen lang zu den Besetzern des Anti-Atomendlager-Dorfes über dem Salzstock gehörte. Nebenbei baute er den Brotbackofen für das Alternativ-Dorf. „Jeder anständige Mensch war damals Atomkraftgegner“, sagt er heute. Das Abitur schaffte er trotz der erschwerten Bedingungen.
Die Kita „Mäuseburg“ ist sein Baby
Als junger Vater gründete Ingo Werth den Verein „Eltern und Kinder für Integration“, schaffte es mit einer Reihe Gleichgesinnter, gegen alle politischen Widerstände den ersten Integrationskindergarten in Bergedorf zu gründen. Die „Mäuseburg“ an der Wentorfer Straße gibt es bis heute.
Beruflich verschlug es den Lehramt-Studenten der Fächer Politik, Geschichte und Sport schon früh ins Taxi-Gewerbe. Im gemeinsamen Taxibetrieb mit seinem Bruder war er für die Reparatur der Fahrzeuge zuständig. Heute ist er Mitinhaber des Reparaturbetriebs Autodock und hat auch dieser Firma seinen sozialen Stempel verpasst: Die beiden Ausbildungsplätze des 20-Mann-Betriebs verteilt er ausgewogen an gute und weniger gute Schulabsolventen. Und als Praktikanten für drei bis 13 Wochen gibt Unternehmer Werth stets schwervermittelbaren jungen Menschen eine Chance: „Wenn die bei uns erleben, dass sie etwas können, dann entwickeln sie auch Ehrgeiz und Arbeitswillen.“
Gegen Atomstrom, gegen Kletterparks, gegen Verfolgung
Nach der Fukushima-Katastrophe im Frühjahr 2011 gehörte Werth zu den Initiatoren der Aktion „Lesen ohne Atomstrom“. Er holte Leute wie Günter Grass und Nina Hagen auf die Bühne vor dem AKW in Krümmel. Nahezu zeitgleich kämpfte Werth mit eigener Bürgerinitiative erfolgreich gegen die Pläne einer Firma, in den Sander Tannen beim Sander Dickkopp einen Kletterpark zu errichten. „Völlig überflüssig, so etwas im Tempo-30-Wohngebiet“, sagt er noch heute. „Es gibt schon ein halbes Dutzend Kletterparks in erreichbarer Nähe.“
2012 folgte die nächste Aktion: Mit „Fluchtpunkt Bergedorf“ verhalf er 15 Afrikanern, die in Ostdeutschland verfolgt und misshandelt worden waren, zu einer sicheren Unterkunft in Reinbek.
Weitere Bürgerpreis-Kandidaten vorschlagen
Wer selbst einen Kandidaten vorschlagen möchte, schreibt an die Bergedorfer Zeitung, Redaktion, Stichwort „Bürgerpreis“, Curslacker Neuer Deich 50, 21029 Hamburg oder per Mail: bergedorf @bergedorfer-zeitung.de.