Bergedorf. Unbekannte haben in der Nacht die Gedenkstele vor dem Fachmarktzentrum großflächig mit einem nicht-leserlichen Schriftzug besprüht.

Rund um das Mahnmal für Zwangsarbeiter am Schleusengraben kehrt keine Ruhe ein. Wohl in der Nacht zum Sonnabend haben unbekannte Täter die betonstele und eine nahestehende Wand mit gelb-grüner Farbe besprüht.

Vermutlich keine politisch motivierte Tat

Da ähnliche Zeichen auch an der Mauer rechts neben der Unterführung prangen, geht die Polizei von Vandalismus und nicht von einer politisch motivierten Straftat aus. Dennoch wurde das Mahnmal des Lohbrügger Künstlers Jan de Weryha als Tatort abgesperrt.

„Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes ermittelt “, teilte Polizeisprecher Jörg Schröder mit. Entdeckt hatte die Schmierereien der Lohbrügger Autor und Schauspieler Yannick Reimers. Der 24-Jährige hatte bei der Mahnmal-Einweihung im September 2012 den Reizgas-Anschlag auf die polnische Delegation miterlebt und diese Geschehnisse in einem Aufklärungs-Theaterstück für Schüler „Die atmende Wand“ verarbeitet.

Anfeindungen und doppeldeutige Kommentare

„Entsprechend schockiert war ich, dass irgendwelche Hohlköpfe das Mahnmal beschmierten, vermutlich ohne dessen Bedeutung zu kennen“, sagte Reimers und meldete den Vorfall der Polizei. Bei Facebook wurde der Bertini-Preisträger dafür angefeindet. Es gab eindeutige Kommentare mit rechter Gesinnung. So schrieb ein User: „Wir werden klatschen und nicht nur Beifall.“ Ein anderer verklausulierte: „Ich sage nichts, aber was ich denke, ist grausam.“ Reimers findet diese Sprüche viel „krasser“ als das Graffiti.

Künstler Weryha bleibt gelassen

Der Künstler Jan de Wer-yha reagierte gestern gelassen: „Anders als die Hakenkreuze im August 2013 ist das nur so eine Kritzelei ohne Bedeutung.“ Die Stehle müsse rasch gesäubert werden, ehe diese Schmiererei noch weitere Dummköpfe anlocke.

2000 Zwangsarbeiter wurden in Bergedorf eingesetzt

Das Mahnmal, ein Betonquader mit Sehschlitz, steht genau dort, wo 1942 bis 1945 Zwangsarbeiter aus Polen, der Ukraine und Russland in der Stuhlrohrfabrik eingesetzt worden waren. Vermutlich bis zu 200 von ihnen fertigten hier Geschosshülsen für die Wehrmacht. Insgesamt setzten etwa 40 Bergedorfer Unternehmen damals mehr als 2000 Zwangsarbeiter ein.