Bergedorf. Bergedorf. Niels Bonn will den historischen Reetwerder aufwerten. Der Investor will einen ungeliebten Flachbau abreißen.

Es ist ein ziemlich teures Bauprojekt, das Niels Bonn mitten in Bergedorf angeschoben hat: 7,5 Millionen Euro veranschlagt der 55-Jährige für das Wohn- und Geschäftshaus, das ab kommendem Frühjahr an der Ecke Alte Holstenstraße/Reetwerder entstehen soll. „Dafür verschwindet endlich der hässliche Laden-Flachbau, der das Entree zum denkmalgeschützten Reetwerder verstellt“, sagt der Inhaber der Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Bonn & Partner mit Sitz an der benachbarten Ernst-Mantius-Straße.

Untergrund erschwert Bauarbeiten

Teuer wird es, weil der Neubau auf schwierigem Grund steht. Das ehemalige Überschwemmungsgebiet der Bille, auf dem bis 1888 die Lohgerberei Biehl arbeitete, macht einerseits die Gründung auf mehr als 20 Bohrpfählen nötig, andererseits wird mit belastetem Wasser und Bodenaushub gerechnet. Für Niels Bonn, der das Areal im April erworben hat und den noch ansässigen Friseur sowie den türkischen Bäcker bis Weihnachten ausziehen lässt, ist der Neubau trotz der Kosten eine Herzensangelegenheit: „Während an der Attraktivität des Sachsentors und auch des Lohbrügger Zentrums schon lange aktiv gearbeitet wird, fällt ausgerechnet dieser zentrale Teil unserer Innenstadt hinten runter. Das müssen wir dringend ändern.“

Noch Unterstützer gesucht

Um das Projekt finanzierbar zu machen, hat er die Bonnimo Bille KG gegründet und in ihr bereits sieben künftige Teilhaber vereint. „Das sind alles Bergedorfer Enthusiasten, denen die Aufwertung unseres Zentrums am Herzen liegt“, beschreibt Bonn, der noch weitere Mitstreiter erwartet.

Viel Lob gibt es aus dem Bezirksamt, das die Vorbereitungen seit eineinhalb Jahren begleitet und jetzt die Bauvoranfrage bearbeitet. „Wir begrüßen die städtebauliche Entwicklung an dieser Stelle sehr“, betont Baudezernent Uwe Czaplenski. „Dem Architekten Bernhard Gössler ist eine anspruchsvolle Gestaltungsplanung gelungen, die mit der benachbarten historischen Bausubstanz würdevoll und sensibel umgeht.“

Läden, Büros und Wohnungen

Tatsächlich ist der in gedecktem Weiß gehaltene, mit großen Fenstern und einem angedeuteten Eckturm versehene Entwurf einziger Neubau zwischen sonst gut 100 Jahre alten Mietshäusern in diversen Baustilen. Er schließt beiderseits an deren vorhandene Gebäudehöhen an. Sein 360 Quadratmeter großes Erdgeschoss soll wieder Läden beherbergen. Darüber erstrecken sich vier jeweils rund 400 Quadratmeter große Büro-Etagen. Ganz oben entstehen drei Wohnungen mit 75 bis 100 Quadratmeter und jeweils großer Dachterrasse.

Mit der Fertigstellung rechnet Architekt Gössler im Sommer 2017. Bis dahin tut sich auch vor der Tür des Neubaus viel. Denn schon mit dessen Baustart im kommenden Frühjahr beginnen die Tiefbauer des Bezirksamtes auch den Umbau der Straße. „Dann entsteht endlich der lange diskutierte Kreisverkehr auf der Kreuzung mit dem Weidenbaumsweg, und es wird der ganze Straßenzug vom Bahnhofsvorplatz, rund um das Ärztezentrum ‚Alte Post' bis hin zur Eisenbahnbrücke über die Alte Holstenstraße neu gestaltet“, sagt Baudezernent Czaplenski. Ist Bernhard Gössler im Herbst 2016 mit seinem Rohbau fertig, werde dort der neue, dann deutlich breitere Fußweg bis direkt ans Gebäude gepflastert.

Ob auch Niels Bonn mit seiner 20 Mitarbeiter großen Kanzlei in den Neubau zieht, hat er noch nicht entschieden: „Mal sehen, wie die Nachfrage nach Büroraum an dieser Stelle ist. Die Vermarktung, auch für die Wohnungen und die Ladenfläche, läuft ja erst noch an.