Neuallermöhe
(stri).
Plastiktüten, gestohlene Fahrräder, Einkaufswagen - das Bild ist immer dasselbe, wenn Werner Kleint auf die Fleete von Neuallermöhe guckt. Dabei ruft der Chef des Anglervereins Bergedorf-West/Allermöhe seine 300 Mitglieder mindestens dreimal jährlich zum Müllsammeln auf. Zuletzt wurde Anfang August vor dem Bürgerhaus Allermöhe am Ebner-Eschenbach-Weg gereinigt.

Dass das Wasser verdreckt ist, sei aber eher das kleinere Problem, meint Kleint mit Blick auf das Tiefenprofil: "Die schönen Fleete verlanden. An vielen Stellen ist das Wasser gerade mal 60 Zentimeter tief, wobei es eigentlich 1,5 Meter sein sollten. Besonders flach ist es an der Stelle, wo sich Annenfleet und Fährbuernfleet treffen."

Da wächst zum einen das Schilf, das durchaus eine Filterfunktion übernimmt: Schließlich geht das ganze Oberflächenwasser aus Nettelnburg und Neuallermöhe ungereinigt in die Fleete. Auch die unter besonderem Schutz stehenden Gelben Teichrosen sind in Kleints Augen in Maßen erträglich, schließlich würden sie ab und an vom Mähboot aus zurückgeschnitten. Das große Aber: "Inzwischen gibt es so viele Unterwasserpflanzen, dass alles zuwuchert. Durch den Modder kann kaum noch etwas durchfließen", sagt Kleint, der sich in der "AG Umwelt" engagiert und sicher ist: "Die Verlandung lässt sich nur noch mit politischem Druck verhindern." Die Wasserwirtschaft der Verwaltung arbeite zwar hervorragend - allerdings mit sehr wenig Geld, sagt der Angler: "Eigentlich aber müsste man alle Fleete ausbaggern. Angefangen am Gewerbegebiet wären das 19 Kilometer. Das würde also schweineteuer."

Tatsächlich lässt Uwe Wehling, Chef der Wasserwirtschaft, die Fleete jeden Werktag durchspülen: An nur einem Tag fließen dann zusätzlich bis zu 40 000 Kubikmeter Wasser durch die 16 automatisch gesteuerten Stauwehre. "Aber die Zeit ist reif, wir müssten mal wieder richtig entschlammen", weiß auch der Fachmann. Zuletzt habe er Mitte der 90er-Jahre, also vor zwei Jahrzehnten, in einem Teilstück des Annenfleets bis zu 30 Zentimeter Schlamm ausbaggern lassen. Wehling ist realistisch, will 2016 "das Thema gemeinsam mit den Anglern angehen, eine Kostenschätzung einholen und dann die Mittel einwerben".

Bis dahin gilt, dass bitte keine Tiere mit Brot gefüttert werden, da "sieben Enten so viel Kot produzieren wie ein Mensch", weiß Werner Kleint. Er freut sich eher über Mitstreiter bei den Gewässer-Einsätzen: am 13. September wieder hinter dem Bürgerhaus und am 26. September am Bille-Regenrückhaltebecken. Trotzdem bleibt die Lage für die Fische gefährlich: Wenn wie zuletzt im Juli Sturzregen auf besonders heiße Tage folgt, der Wasserstand der Bille also erhöht ist, sterben die Fische: Hunderte, auch große Tiere, seien verendet, darunter Barsche, Zander, Hechte, Schleien und Karpfen.

"Eigentlich aber müsste man alle Fleete ausbaggern. Angefangen am Gewerbegebiet wären das 19 Kilometer." Werner Kleint, Anglerverein Bergedorf-West/Allermöhe