Von Ulf-Peter Busse
Bergedorf.
Nur mit einem Trick ist es Musikhochschul-Präsident Elmar Lampson gelungen, seinen dienstältesten Professor nun doch mit einem Festakt zu verabschieden: Zu Emeritierung von Wolfgang Hochstein gestaltet Mezzosopranistin Vivica Genaux samt Streicherensemble am morgigen Sonntag ein Konzert mit Arien von Händel, Vivaldi, Bach und natürlich Hasse im großen Saal der Hochschule.
"So was ist nichts für mich", hatte der zurückhaltende Wissenschaftler schon seit Jahren betont. Trotzdem ist der 65-Jährige nun dabei, wird er doch mit dem Hasse-Preis ausgezeichnet. "Die haben mich regelrecht überrumpelt", sagt Hochstein, der vom Großereignis erst vor zwei Wochen erfuhr. Doch als renommierter Musikhistoriker und langjähriger Chef der Bergedorfer Hasse-Gesellschaft kann (und will) er den Preis nicht ausschlagen.
Hochstein war schon mit 26 Jahren Dozent der Hamburger Hochschule für Musik und Theater und ist 1982 zu ihrem jüngsten Professor berufen worden. Nach 39 Jahren im akademischen Dienst geht er nun in Pension. Eine Verlängerung kommt für ihn nicht infrage: "So wichtig bin ich nicht", sagt der Leiter des Instituts für Schulmusik bescheiden. Dass eher das Gegenteil stimmt, wissen seine Schüler genau. Unter ihnen sind Sopranistin Christine Canstein und Johannes Rasch, Leiter des Musikzweigs im Luisen-Gymnasium.
Doch auch wenn Wolfgang Hochstein dem Hochschulbetrieb den Rücken kehrt - er bleibt aktiver Forscher, leitet weiter den Chor der St. Barbara-Kirche in seinem Heimatort Geesthacht, bleibt Vorsitzender der Bergedorfer Hasse-Gesellschaft. "Es gibt hier so viel zu tun", weiß er. "Wir sichten gerade die Mikrofilme, die uns Hasse-Forscher Sven Hansell vermachte."
Natürlich hat Hochstein bereits die nächste der Hasse-Werkausgaben in Arbeit, der mittlerweile sechste Band mit Instrumental- und Kirchenmusik des großen Meisters Johann Adolf Hasse, der 1699 in Bergedorf das Licht der Welt erblickte und in Dresden zum bedeutendsten Komponisten seiner Zeit aufstieg.
Ebenso wichtig ist Hochstein heute - zumindest für das Wirken der Bergedorfer Hasse-Gesellschaft. Seit er 1991 Vorsitzender ist, machte er sie zur bedeutendsten Hasse-Forschungsstelle und ebnete der Musik des vergessenen Komponisten den Weg zurück in die Konzertsäle: 2014 gab es mehr als 200 öffentliche Konzerte mit Hasse-Werken.