Ausbildung: Ties Rabe will noch stärker auf Praktika setzen

Bildungssenator Ties Rabe (SPD) kennt die Stimmungslage schwieriger Stadtteilschüler genau: "Vielen, die nach der zehnten Klasse die Schule verlassen, ist auch mit 16 oder 17 Jahren noch nicht klar, dass es anschließend um so was wie Ausbildung geht", sagte er Freitag bei einem Gespräch in der Klempnerei Schellhorn. "Und eine Zukunft als Handwerker kommt im Fernsehen deutlich seltener vor, als Träume vom Supermodel oder Stimmtalent."

Entsprechend schwierig ist die Suche der Betriebe nach engagiertem Nachwuchs. "Eigentlich ist es heute so, dass wir uns bei den Jungs und Mädchen bewerben", beschrieb Oliver Schellhorn. "Wir müssen ihnen zeigen: 'Ja, wir wollen Dich! Du bist willkommen in unserem Team!'"

Der beste Weg dahin führt laut Seniorchef Fritz Schellhorn über Praktika: "80 Prozent unser Azubis waren zuvor als Praktikanten bei uns. Dabei darf es gern länger sein, als die üblichen zwei bis drei Wochen. Dann haben auch Schüler mit Lernschwächen gute Chancen - weil die viele Praxis sie oft neu motiviert."

Rabe zeigte sich beeindruckt, will Praktika noch stärker in den Schulalltag einbauen. "Für die Klassenstufen neun und zehn, teils schon ab acht haben wir zudem das Schulfach Berufsorientierung eingeführt. Ferner steht die Jugendberufsagentur allen Schulabgängern zur Verfügung und wir als Behörde führen seit 2012 eine Statistik über alle Hamburger, die nach Klasse zehn die Schule verlassen", sagt der Senator. Die Zahlen sind erschreckend niedrig: Vor drei Jahren bekam nur jeder Vierte direkt einen Ausbildungsplatz. Aktuell sind es immerhin schon knapp 40 Prozent, im zweiten Jahr rund 60 Prozent.

"Da muss noch mehr drin sein", gibt Rabe selbstkritisch zu, stellt den Bergedorfer Stadtteilschulen aber ein gutes Zeugnis aus: "Hier im Bezirk liegt die Übergangsquote über 50 Prozent, angeführt von der Stadtteilschule Kirchwerder mit der höchsten Quote aller Hamburger Schulen."

Wer einen Ausbildungsplatz bekommen will, braucht für den Wechsel kein Spitzenzeugnis, betont Oliver Schellhorn: "Auch lernschwache Schüler sind willkommen. Denen bringen wir schon alles bei. Worauf wir allerdings achten, ist die Verlässlichkeit. Wer schon in der Schule oft unentschuldigt gefehlt hat, der wird nicht genommen."