Alltagshelden: Seit 27 Jahren engagiert sich Girija Harland (54) im Verein Bergedorfer für Völkerverständigung
Sie will Flüchtlinge in Bergedorf willkommen heißen, ihnen ein neues Zuhause bereiten - und das nicht erst seit der akuten Flüchtlingswelle. Seit mittlerweile 27 Jahren kümmert sich Girija Harland im "Verein Bergedorfer für Völkerverständigung" um die Integration von Flüchtlingen. Für dieses langjährige Engagement ist sie nun für den von der Volksbank Bergedorf und der bz ausgelobten Bürgerpreis nominiert.
Auslöser für Harlands Einsatz war ein Aufruf der damaligen Bezirksamtsleiterin Christine Steinert in unserer Zeitung. 1988 stand die Eröffnung der bezirklichen Wohnunterkunft im ehemaligen Kinderheim an der August-Bebel-Straße bevor. Es wurden ehrenamtliche Helfer für die Unterstützung von etwa 120 Flüchtlingen aus dem Iran und dem Libanon, der Türkei sowie Afghanistan gesucht. "Und da ich es schon damals wichtig fand, diese Menschen willkommen zu heißen, habe ich mich gemeldet", erinnert sie sich.
Harland weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, in einer fremden Kultur Fuß zu fassen. Als Tochter eines Inders und einer Deutschen ist sie mit diesem Thema aufgewachsen. Auch in ihrem Beruf als Sozialpädagogin mittlerweile in der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern vom Bergedorfer Jugendamt wurde und wird sie oft damit konfrontiert. "Integration ist mir einfach ein Herzensanliegen", sagt die 54 Jahre alte Lohbrüggerin, die inzwischen schon Großmutter ist.
Während Harland anfangs als Beisitzerin des Vereins fungierte, sich unter anderem um die Entwicklung von Angeboten, die Öffentlichkeitsarbeit und Vorbereitung von Sommerfesten kümmerte, übernahm sie vor 23 Jahren den Vorsitz. Seitdem koordiniert sie die Arbeit der mehr als 60 Mitglieder, erstellt Angebote, betreibt Netzwerk-Arbeit, wirbt Spenden ein.
Von Deutschkursen über Spielgruppen bis hin zu Hausaufgabenhilfe: Das Angebot der Organisation ist breit gefächert und wird stetig erweitert - auch aufgrund der derzeit wachsenden Zahlen von Flüchtlingen und Unterkünften. Dieses Jahr soll zum Beispiel eine Schreibwerkstatt starten, in der Flüchtlinge ihre Ängste, Hoffnungen und Erwartungen verarbeiten können. "Die haben teilweise einen ganz schweren Weg hinter sich. Das, was sie brauchen, ist Menschlichkeit und Freundlichkeit", weiß Harland aus Erfahrung.
Wie sie es schafft, Beruf, Familie und ihr zeitaufwendiges Ehrenamt unter einen Hut zu bekommen? "Natürlich ist das manchmal stressig. Aber wenn man Dinge in Gang bringen will, muss man auch mal anstrengende Zeiten in Kauf nehmen", sagt Harland. Ehemann und Familie hielten ihr den Rücken frei. Abgesehen davon sei die Arbeit im Verein sehr bereichernd und mache auch unglaublich viel Spaß. "Es herrscht eine familiäre Stimmung. Ich habe viele Freunde hier", betont sie.
Dass Harland nun für den 15. Bürgerpreis nominiert ist, freut die Lohbrüggerin natürlich. Aber sie steht nicht gern im Mittelpunkt, sieht sich eher als Stellvertreterin: "Die Gemeinschaft ist ausschlaggebend. Dass ich vorgeschlagen wurde, ist eine Anerkennung für den ganzen Verein."
Wer einen engagierten Menschen wie Girija Harland kennt und für den Bürgerpreis vorschlagen möchte, schickt eine E-Mail unterm Stichwort "Bürgerpreis" an bergedorf@bergedorfer-zeitung.de . Oder schreibt an die Bergedorfer Zeitung, Redaktion, Stichwort Bürgerpreis, Curslacker Neuer Deich 50 in 21029 Hamburg. Im April entscheidet die siebenköpfige Jury des mit 4000 Euro dotierten Preises, wer die Auszeichnung erhält.