Streetphotography: Fotojournalist Achim Sperber trifft seine Models auf den Straßen dieser Welt
Er ist ein Dinosaurier - und er weiß, dass seine Art zu fotografieren vom Aussterben bedroht ist. Doch der Fotojournalist Achim Sperber will für das Überleben seiner Sicht, die Welt zu sehen, kämpfen. "Wir leben in einer Zeit der visuellen Verschmutzung", behauptet der 63-Jährige provokativ: "Noch nie haben wir so viel und auf so hohem technischen Niveau fotografiert wie heute. In sozialen Netzwerken, den Medien, auf unseren Handys werden wir von einem kontinuierlichen Bilderstrom überrollt." Aber fotografische Ikonen - Bilder mit Bedeutung, die sich ins Gedächtnis einbrennen - gäbe es immer seltener.
Selfies, jene Selbstporträts vor dem Spiegel oder mit der Handykamera, seien ein Phänomen dieser Entwicklung. "Am liebsten betreiben junge Menschen fotografische Nabelschau, ein moderner Narzissmus. Und wenn sie die Linse auf Mitmenschen richten, wird am Posing gefeilt, extensiv retuschiert, mit Instagram-Filtern verfremdet, bis die Bilder auch sicher gar nichts mehr mit der Realität zu tun haben."
Dabei bietet die Realität so viele spannende, besondere, kuriose Momente. "Man muss nur rausgehen, auf Straßen, Plätze, in die U-Bahn - dort, wo Menschen sich treffen, passiert immer etwas." Achim Sperber liebt die "Streetphotography" im Stil der amerikanischen Nachrichtenmagazine der 60er-Jahre. Er selbst hat für "Geo" oder "Merian" fotografiert, in den Metropolen Chinas, Südamerikas, der USA oder Australiens. Seine Bilder entstehen spontan "aus dem Bauch heraus", leben von dem Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. "Dem Glück kann man nachhelfen, mit der Zeit kriegt man eine Empfindung für die Interaktion von Menschen."
Achim Sperber ist vor allem ein geduldiger, genauer Beobachter. Oft harrt er Stundenlang in einem Café oder auf einer Parkbank aus, um plötzlich aufzuspringen, mit seinem Objekt auf Tuchfühlung zu gehen und zu knipsen. "Das geht nicht nur in New York oder Dubai, das funktioniert auch in Neuallermöhe oder Lohbrügge." Wie man Ängste abbaut, sich mit der Kamera fremden Menschen fast intim zu nähern, wie man spontan Bilder gestaltet, ohne ins Geschehen einzugreifen, das möchte Sperber in einem Workshop vermitteln.
Workshop "Streetphotography" in der Reihe "Kreativ sein und gestalten". Am 10. Mai von 10 bis 18 Uhr und am 11. Mai von 11 bis 15 Uhr im Lola Kulturzentrum, Lohbrügger Landstraße 8. Voraussetzung: Eigene Digitalkamera, Laptop wäre gut. Teilnahmegebühr für beide Tage: 75 Euro. Infos: www.lola-hh.de , Anmeldung unter Telefon: (040) 724 77 35.