Serrahn: Sanierung der Kaimauer und “Stadtwerkstatt“ legen den Grundstein
Vor Eröffnung des Serrahn als Hafenerweiterung im Jahr 1902 mussten alle Waren der zahlreichen Bergedorfer Industriebetriebe noch im alten Hafen auf dem heutigen Gelände des Lichtwarkhauses angelandet werden. Der Hafen verfügte einerseits nur über hölzerne Kai-Befestigungen, deren Belastbarkeit den großen Gewichten der Industrieproduktion kaum noch gewachsen war. Andererseits lag er definitiv auf der falschen Seite des Schleusengrabens. Alle Waren mussten durch das enge Stadtzentrum Bergedorfs und über die schmale Serrahnbrücke transportiert werden, um Großbetriebe wie das Bergedorfer Eisenwerk, die Nagelfabrik oder auch die vielen Betriebe an der heutigen Kurt-A.-Körber-Chaussee zu erreichen.
Entsprechend groß war die Euphorie, als die damals noch eigenständige Stadt Bergedorf den aus öffentlichen Mitteln finanzierten Serrahn samt Kaimauer, der befestigten Ladestraße (heute Serrahnstraße) und modernem elektrischen Fünf-Tonnen-Hafenkran einweihte. Der Warenumschlag wuchs stetig, weshalb 1926 sogar noch ein Gleisanschluss gelegt wurde. Doch die stetige Verschlammung des Serrahns und die zu geringe Breite des Schleusengrabens für die immer größer werdenden Lastkähne läuteten das Ende der Blütezeit schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein.
In der jungen Bundesrepublik lief der Transport auf dem deutlich verbesserten Straßennetz der Bergedorfer Schifffahrt endgültig den Rang ab - und versetzte ihr 1956 sogar den Todesstoß: Die Brücke der 1958 eingeweihten Bergedorfer Straße über den Schleusengraben wurde so niedrig gebaut, dass die Transportschiffe nicht mehr passieren konnten. Der Serrahn und mit ihm der Schleusengraben wurden vom Motor zum Hinterhof der Bergedorfer Entwicklung.
Erst Ende der 90er-Jahre entdeckten engagierte Bergedorfer das Gewässer im Herzen der City neu. Es entwickelte sich die heute sehr aktive Personenschifffahrt, seit einigen Jahren liegen regelmäßig auch kleine Yachten im "Stadthafen". Das Jahr 2014 soll nun den nächsten entscheidenden Schritt bringen: Für Ende Mai ist der Auftakt der "Stadtwerkstatt Serrahn" geplant. Bis Weihnachten soll dort in drei Sitzungen, ausdrücklich mit Beteiligung der Bürger, ein Konzept für die zeitgemäße Umgestaltung des Serrahn-Umfeldes erarbeitet werden. Die Umsetzung dieser Rückbesinnung auf die Hafen-Tradition ist für 2015/16 angedacht.