Galab: Am Schleusengraben werden jährlich bis zu 60 000 Produkte getestet
Wenn Dr. Eckard Jantzen auf dem Dach seiner Firma steht und den Blick über Bergedorf schweifen lässt, sieht er aus wie ein Kapitän. Und tatsächlich: Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Dr. Jürgen Kuballa navigiert der 54-Jährige einen der zehn größten Laborbetriebe Deutschlands - das Geesthachter Analytik Labor, kurz Galab. Seit Mitte Januar agiert das Unternehmen von seinem neuen Sitz am Schleusengraben in Bergedorf aus. Die "bz" warf einen Blick hinter die Kulissen.
Angefangen hat Galab vor 22 Jahren auf dem Gelände des heutigen Helmholtz-Zentrums in Geesthacht. Damals saßen Jantzen und drei seiner Studienkollegen noch selbst im Labor und untersuchten Äpfel und Windeln auf ihre Qualität. Heute zählt das Unternehmen 130 Mitarbeiter, betreibt außer in Bergedorf ein Labor in der Türkei und macht einen Jahresumsatz von etwa acht Millionen Euro.
Und die Grenzen nach oben sind offen. "Wir werden sicherlich noch weitere Standorte eröffnen, vielleicht in Chile und Costa Rica", sagt Jantzen. Doch erst einmal wolle man in Bergedorf wachsen. "Wir streben eine organische Entwicklung an", sagt der studierte Chemiker. In dem neun Millionen Euro teuren Neubau in Bergedorf ist Platz für etwa 200 Mitarbeiter.
Von Lebensmitteln über Hygiene-Artikel bis hin zu Verpackungsmaterial: Die Bandbreite der geprüften Produkte bei Galab ist groß. 50 000 bis 60 000 Proben durchlaufen jährlich das Labor. Vom Probeneingang bis zur Analyse beträgt dieser Prozess zwischen fünf und zehn Tagen. "Wenn es schnell gehen muss, schaffen wir es auch in acht Stunden", betont Jantzen. Bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie Himbeeren zum Beispiel. Modernste Technik und ein junges, hoch motiviertes Team aus Laboranten, Wissenschaftlern und Verwaltungsmitarbeitern machen es möglich.
Kommt eine Probe bei Galab an, wird sie zunächst fotografiert, mit einem Barcode versehen und in ein SAP-System eingepflegt. Dann nimmt die Maschinerie ihren Lauf. Die Proben werden kleingehackt, aufbereitet und analysiert. Am Ende gibt eine Liste Aufschluss über die Inhaltsstoffe, auf das Mikrogramm genau. Und der Kunde weiß, ob sein Produkt den Standards entspricht und in den Verkauf gehen kann oder eben nicht - in Zeiten von Futtermittel- und Pferdefleisch-Skandalen ein wichtiges und rentables Geschäft.
Zu den Kunden Galabs gehören Hersteller, Händler sowie Behörden. Sie kommen aus der ganzen Welt, etwa 50 Prozent aus Deutschland, 30 Prozent aus Europa, 20 Prozent aus dem Rest der Welt. "Ob aus Argentinien, Italien oder Geesthacht, bei uns landet alles", betont Jantzen. Zu den Kunden gehören so namhafte Unternehmen wie Procter & Gamble, Hipp und Bahlsen genauso wie der Discounter von nebenan.
Die Probenuntersuchungen sind das Schwarzbrot des Unternehmens. Was Jantzen wirklich am Herzen liegt, ist die Entwicklung neuer Analyse-Verfahren. Da stellt sich der Chemiker auch schon mal selbst ins Labor und fängt an zu tüfteln. "Wir sind ständig dabei, neue Verfahren zu entwickeln, sie zu verbessern oder günstiger zu machen", sagt der 54-Jährige. Daher unterstütze Galab auch zahlreiche Studenten, die zu diesem Thema ihre Abschlussarbeiten schrieben. "Das ist die Basis unserer Zukunft", betont er. Und die sieht vom Dach des Neubaus grenzenlos aus.