Bezirkshandwerk: Vorstand geht in die zweite Amtszeit - Forum am 5. März
Langeweile kennen Karsten Sommer, Sönke Burwieck und Christian Hamburg nicht, alle drei führen als Nachfolger ihrer Väter jeweils die Betriebe weiter. "Nebenbei" erfüllen sie seit fünf Jahren ein Aufgabenfeld mit Leben, das ehrenamtlich kaum zu fassen scheint. Hamburg, Burwieck und Sommer wurden jüngst als Bezirkshandwerksmeister beziehungsweise Stellvertreter bestätigt.
Wer glaubt, ihr Engagement würde sich auf Verbandsarbeit und repräsentative Aufgaben beschränken, liegt falsch. Wobei Bergedorfs Handwerker Geselligkeit durchaus zu schätzen wissen, etwa die Meistertafel. "Zudem haben wir zwei Handwerkerbälle veranstaltet, 2014 haben wir ihn aber aufgeschoben, die Organisation wird uns dieses Jahr zu viel", sagt Tischlermeister Sönke Burwieck.
Tatsächlich habe man die vergangenen fünf Jahre viel Routine gewonnen. Mehr noch, Projekte haben sich zu Erfolgsgeschichten entwickelt: Ob die Bautage auf dem Frascatiplatz, an denen die Handwerkerschaft mit einem von Jahr zu Jahr wachsenden Gemeinschaftsstand teilnimmt, der Handwerkeraschermittwoch mit Podiumsdiskussion oder das Engagement in der Ausbildungsplatzinitiative - das Handwerk wird wahrgenommen und gehört wie in keinem anderen Hamburger Bezirk. "Dies ist auch Verdienst von Berend Kohlhase, der als Bezirkshandwerksmeister viele Dinge auf die Schiene gebracht hat", würdigt Christian Hamburg seinen Vorvorgänger.
Öffentliche Präsenz ist kein Selbstzweck: Schwindende Schulabgängerzahlen und Probleme, angesichts wachsender Konkurrenz eine ausreichende Zahl Lehrlinge zu gewinnen, begegnet Bergedorfs Handwerkerschaft auf verschiedenen Feldern. Ausbildungsinitiative und die Mitwirkung am alljährlichen Lehrstellenatlas spielen dabei ebenso eine Rolle wie der Tag des Handwerks. Im Herbst öffnen Betriebe ihre Tore, um sich potenziellen Bewerbern, Eltern oder einfach nur den Nachbarn zu präsentieren. "Wir versuchen, bei allen Aktivitäten den Aufwand für die Betriebe gering zu halten", sagt Hamburg.
Manche Aktionen sind bei Betriebsinhabern zunächst auf wenig Begeisterung gestoßen. Die deutschlandweite Imagekampagne mit TV-Spots, Anzeigen, Plakaten und den bekannten blauen Aufklebern an Autos stieß auf Vorbehalte - vor allem, dass in der Hansestadt die Betriebe über einen Zusatzbeitrag verstärkte lokale Aktivitäten finanzierten. Mancher empfand die Slogans für die "Wirtschaftsmacht von nebenan" als überflüssig. Inzwischen hat die starke Beachtung und Resonanz viele überzeugt. Burwieck: "Der Zuspruch war in Hamburg besonders groß. Wir liegen etwa mit der Ausbildungsquote bis heute über dem Bundesdurchschnitt, haben uns auch bei Kunden wieder in Erinnerung gebracht."
Die Einsicht, Kampagnen besser professionell planen zu lassen, sei gewachsen, sagt Hamburg: "Wir gestalten selbst keine Marketingkampagnen, umgekehrt bauen Agenturen ja auch keine Fenster."
Für die Zukunft setzen Betriebsinhaber auf Modifikationen der öffentlichen Auftragsvergabe. "Nicht, dass sich Handwerker um Kleinverträge (bis zu 5000 Euro) bewerben und dann ein Betrieb aus den Vierlanden den Zuschlag für Eimsbüttel oder Altona erhält", so Hamburg. "Wenn es dann um das Streichen von zwei Heizkörpern für 38,50 Euro geht, deckt die Summe nicht mal die Anfahrt."
Beim 19. Handwerkerforum stellen sich Aschermittwoch (5. März, 19 Uhr), im Alt Lohbrügger Hof die Spitzenkandidaten zur Wahl der Bezirksversammlung der Diskussion.